Heilige Drei Könige

Rainald von Dassel (ca. 1120-1167), in den letzten Jahren seines Lebens Erzbischof von Köln, ist eine Begleitfigur meines Lebens. Er war verantwortlich dafür, dass die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand aus nach Köln gebracht wurden und die Stadt sich zu einem der größten Pilgerzentren Europas entwickelte. Der vergoldete Dreikönigenschrein, in dem die Reliquien aufbewahrt wurden, steht heute im Chor des Kölner Doms. Als Kind ging ich mit einer Prozession am Tag der Heiligen Drei Könige, dem heutigen 6. Januar, um den Schrein herum, so dass ich ihn auch von hinten in Ruhe betrachten konnte. Und genau dort, an der Hinterseite des Schreins, entdeckten wir Kinder die Figur des Rainald von Dassel, mit Mitra, im Bischofsgewand. Sie besaß aber weder Arme noch Hände, deshalb nannten einige von uns Schülern diese Figur „den Kriegsheimkehrer“. Wir waren Kinder der fünfziger Jahre und hatten noch viele „Kriegsheimkehrer“ vor Augen, denen Arme, Hände oder auch Beine fehlten. Daher kam die Bezeichnung, die wir uns für Rainald van Dassel ausgedacht hatten. Er ist mir ein Leben lang im Gedächtnis geblieben und immer wieder begegnet: in Italien oder (völlig unvermutet) in Hildesheim, wo eine kleine Statue in der Nähe der ältesten steinernen Brücke der Stadt daran erinnert, dass Rainald von Dassel auch für den Bau dieser Brücke verantwortlich war. In meinem Roman Der Typ ist da spielt er eine bedeutende Rolle, deshalb  schmückt eine Skizze der Figur des Dreikönigenschreins auch das Cover dieses fast märchenhaften Romans.