Aufzeichnungsmethoden – das Commonplace Book

Einige meiner regelmäßigen Aufzeichnungsmethoden habe ich schon in diesem Blog vorgestellt: 1) Chronikblätter (Format DIN A3 oder DINA4), auf die ich Zeitungsausschnitte (Artikel, Fotos etc.) klebe und mit kurzen Kommentaren versehe, 2) Fotostrecken (Format DIN A4), mit deren Hilfe ich Spaziergänge, Stadtwanderungen, Reisen festhalte, 3) Umschreibungen, durch die ich auf kurze Zeitungsberichte reagiere, um aus der journalistischen Nachricht oder Meldung einen literarischen Text (zum Beispiel: Anekdoten im Ton Heinrich von Kleists) zu formen.

Eine weitere Aufzeichnungsmethode ist das Commonplace Book (keine einzelnen Blätter, sondern ein Heft, nur auf der rechten Seite beschrieben, auf der linken erscheinen Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften). In ihm notiere ich in Kurz- oder Notatform eine Art Stream von beliebigen Zitaten, Fundstücken oder Gedanken, die ohne eine solche Fixierung verloren gehen würden und bald vergessen wären. Solche Notatbücher gibt es (vor allem im britischen Raum) schon seit Jahrhunderten. Sie dienten zunächst der Wissenssammlung, dann öffnete sich das Genre, und man sammelte nicht ausschließlich Zitate und Überlegungen zu einem bestimmten Thema, sondern all das krude Gedankenmaterial, das einem Autor  gerade durch den Kopf ging. Im Deutschen ist Georg Christoph Lichtenberg (mit seinen Sudelbüchern) der Meister des Genres, im Italienischen Giacomo Leopardi, dessen Zibaldone sogar in einer Faksimileausgabe erhältlich ist (so dass man sich am unermüdlichen Sog seiner handschriftlichen Aufzeichnungen berauschen kann).

Unten sind zwei Seiten aus einem meiner Commonplace Books (Januar 2018) abgebildet. Die Aufzeichnungen beziehen sich auf ein Interview mit dem Architekten Rem Kohlhaas, in dem er den Heimatbegriff diskutiert und den Begriff einer „Generic City“ ins Spiel bringt. Daneben geht es noch um Trends der Fashionszene in Berlin (Streetstyle), auf die mich eine kurze Bemerkung in der SZ aufmerksam gemacht hat.