Mirabellenblüte

An diesem Wochenende sind unsere japanischen Freunde bei uns zu Gast. Sie haben die Trauer darüber, in diesem Jahr nicht zur Zeit der Kirschblüte in der Heimat gewesen zu sein, noch nicht ganz überwunden. Wer das japanische Kirschblütenfest im Frühjahr wirklich genießen (und nicht nur ein paar flüchtig bleibende Eindrücke erhalten will), sollte sich dafür einen ganzen Monat Zeit nehmen. So rät es uns auch der „kompakte und fundierte Reiseratgeber mit Profi-Tipps“ von Axel Schwab (Japan spielend in 60 Schritten. München 2018). In den vier Wochen von Mitte März bis Mitte April könnten wir dann „den kompletten Zyklus erleben: von der Öffnung der Blüte zur vollen Blüte bis zum Abfallen der Blüte“.

Im Süden Japans ist diese schöne Zeit schon vorbei, in unseren Breiten stehen die großen Blütenfeste jedoch noch bevor. Morgen und übermorgen (und damit an jenen Tagen, an denen in diesem Jahr bei uns der eigentliche Frühling mit Temperaturen um 20 Grad beginnt) feiern wir mit unseren Freunden das Frühfest der Mirabellenblüte. Statt Sake wird es Mirabellenbrand aus Österreich geben und dazu in Gin eingelegte Mirabellen (vom Vorjahr). Zweieinhalb Tage werden wir im Schatten der Mirabellenbäume im Gras liegen  und nichts anderes tun als (nach altjapanischem Vorbild): „Blüten betrachten“. Einige Ergebnisse verewigen wir natürlich nicht mit Hilfe eines Smartphones, sondern auf Polaroid (Fuji), ganz wie in den jugendlichen Tagen im Schatten Andy Warhols, als wir (ohne es zu wissen) längst kindliche Altjapaner waren.