Kölner Lichter 2018

Gestern Abend waren wir Zeugen eines der schönsten Feuerwerke, die man sich ausdenken kann. So etwas findet naturgemäß in Deutschland nirgendwo anders als in Köln statt. Hunderttausende waren auf beiden Seiten des Rheins und vielen Schiffen auf dem Fluss Zeugen, wie Chefpyrotechniker Georg Alef ein Feuerwerk von etwa dreißig Minuten in ein synästhetisches Gesamtkunstwerk verwandelte.

Wir müssen bekennen, dass wir sonst keine Freunde von Feuerwerken sind. Das Herumgeballere an Silvester ist dumm und überflüssig – und die typischen Sommerfeuerwerke in Barockgärten sind fast immer zum Gähnen. Als Betrachter wartet man geduldig, bis die meisten Zuschauer ihr übliches „Ah!“ und „Oh!“ gerufen haben und sich nach dem Ende eine winzige Depression der niedersten Triebe breitmacht: „Schade, es war so schön – und alles schon wieder vorbei!“

Genau das kann man vom gestrigen Kunstfeuerwerk unter der Leitung von Georg Alef nicht sagen (eine Aufzeichnung mit den genial erleuchteten 27 Minuten ist über die ARD-Mediathek abrufbar). Was er zusammen mit fünfzig Gehilfen zauberte, hatte Hintergrund und zitierte Geschichten, denn es ging eben nicht darum, ein paar bunte und beliebige Farben- und Feuergarben in unterschiedlichen Höhen rummsdumms explodieren zu lassen.

Das Kunstprojekt Paintings (angeregt übrigens durch Gerhard Richters Fenster im Kölner Dom) inszenierte vielmehr zu klug ausgewählten Musikstücken strahlende Feuerbildkompositionen in den unterschiedlichsten Stilen der Kunstgeschichte. Akkord für Akkord, Melodie für Melodie malte es vertraute Musik so ins Dunkel, dass man den Klangverlauf im Entstehen und Vergehen von abstrakten Bildstrukturen verfolgen konnte. Chefpyrotechniker Alef dirigierte außerirdisch vom Himmel herab und ging in die Geschichte der Feuerwerkerei als der neue Debussy (einer Einheit von Bild- und Klangmagie) ein. Wir danken!