In meinen Gärten und Wäldern (in Zeiten des Coronavirus 23)

Seit ich (im Herbst 2016) mit der Arbeit an diesem Blog begonnen habe, galten viele Einträge den Pflanzen, Sträuchern und Bäumen in meinen Gartenlandschaften und den Pfaden und Wegen in den nahen Wäldern.

Seltsam genug wohne ich seit Jahrzehnten in zwei größeren Naturräumen, relativ isoliert. Der eine befindet sich auf dem Land (in einem Waldgelände auf einer Höhe nahe Wissen/Sieg, dem Heimatort meiner Eltern), der andere in einer Großstadt (in einem Weinberggelände oberhalb des Stuttgarter Talkessels).

All diese Naturtexte sind eher beiläufig entstanden, immer dann, wenn sich eine Gelegenheit ergab, ein wenig Zeit vorhanden und die Anziehung eines bestimmten Motivs stark genug war.

Große Vorbereitungen habe ich für die dazu gehörenden spontanen Fotografien (mit dem Smartphone) nicht getroffen, während ich an den Texten lange (und immer wieder) gefeilt und sie überarbeitet habe.

Sie porträtierten  Pflanzen, die in meinen Gärten wild gewachsen sind und keineswegs eigens angepflanzt wurden. Meine Tätigkeiten beschränkten sich vielmehr Jahr für Jahr darauf, einige Äste, Sträucher und Bäume ein wenig zurückzuschneiden.

Ein richtiger Gärtner bin ich also keineswegs, sondern eher „ein Gartengeselle“, der vor sich hin summend durch das Gelände geht und über viele oft unerwartete Erscheinungen staunt.

In diesen Coronazeiten schaue ich mir häufiger meine Texte und Fotografien aus den vergangenen Jahren an. Sie haben etwas ungemein Lebendiges und Tröstliches.

Hier ein Beispiel, frisch aus dem Garten geschöpft:

Blaukissen

Zum Frühlingsbeginn erscheint wie auf Abruf der summende Chor der unzählbaren Blüten, deren vier blaue Blätter sich um einen gelben Mittelpunkt zu einem kleinen Quartett gruppieren.

Sie erscheinen so dicht und sonnenbesessen, dass sie den Unterwuchs beinahe verdecken.

Hingebungsvoll betten und klammern sie sich an steile Mäuerchen, ummänteln sie üppig und verwandeln ihre Blütenteppiche an besonders sonnigen Tagen in leuchtende Pelze.

Derart bringen sie sich verhalten, aber doch stark (und schließlich anziehend) zur Wirkung.

Nichts Modisches bieten sie auf, vielmehr betonen sie nur die feine, seltene Klassik vertrauter Auftritte, die sie wochenlang inszenieren, ohne auch nur eine Spur zu ermüden.

Und hier die Lesung: