Empfehlungen für Advent und Weihnachten 2

Der schönste, in einem deutschsprachigen Verlag erschienene Taschenkalender für das neue Jahr 2025 kommt aus der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung (DVB) in Mainz. Es ist ein Japanischer Taschenkalender mit jeweils vier Seiten für eine Woche.

Auf den ersten beiden findet man den Kalender der Wochentage und ein Haiku (deutsche Übersetzung und japanischer Text) von einem der großen Haiku-Meister (Matsuo Bashō/Yosa Buson u.a.), ergänzt durch eine Zeichnung aus alten japanischen Quellen.

Die Seiten drei und vier enthalten die informativen Textkommentare zu den jeweiligen Haiku und eine freie Seite (für eigene Notizen/Haiku/Kommentare/Tagebuch-Gedanken).

Der Kalender ist dadurch ein Angebot für die Zeitplanung und für Lektüren über den Verlauf der Jahreszeiten, die in der japanischen Kultur in der Form bestimmter Feste und Rituale eine herausragende Rolle spielen.

Er ermöglicht kulturhistorische Lektüren, Meditationen, Bildbetrachtungen und fordert nebenbei zum eigenen Schreiben auf, nicht nachdrücklich, sondern mit feiner Dezenz, geleitet durch den Haiku-Blick auf kleine Räume und Gegebenheiten, Bräuche der Menschen, Geselligkeiten und Einsamkeit.

Mohnblüten im Wind (von Katsushika Hokusai (1760-1849), aus dem Metropolitan Museum of Art) – sind das Bildmotiv der Umschlagbinde (siehe unten).

Der Japanische Taschenkalender für das Jahr 2025 ist eine einzige Schönheit, in Idee, Konzept und Gestaltung (de Jong Typografie Essen), man sollte mit ihm ein asiatisch geprägtes Jahr verbringen.

Empfehlungen für Advent und Weihnachten 1

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, 

heute beginne ich mit Empfehlungen für Advent und Weihnachten – kleine Gaben und Geschenke, darunter Bücher, Musik, Zeitschriften, Gegenstände. Vielleicht ist etwas dabei, das Ihnen gefällt und wofür Sie spontan eine Empfängerin/einen Empfänger wissen.

Ich beginne mit einem meiner Lieblingsbücher, Ernest Hemingways „Paris, ein Fest fürs Leben“ – und erläutere in diesem Hörfunk-Beitrag meine Empfehlung:

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-mosaik/audio-hanns-josef-ortheil-empfiehlt-paris-ein-fest-fuers-leben-100.html

Mario und sein Begleiter in WDR 3

Hier eine Vorankündigung. Morgen begleite ich von 9-12 Uhr im Klassik-Forum von WDR3 einen jungen Musiker mit Namen Mario während eines morgendlichen Spaziergangs durch Köln! 

Hier schon einige Details von der Website der Sendung:

https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-klassik-forum/klassikforum-dezember-504.html

Gestern habe ich die Sendung zusammen mit der Redakteurin Susanne Ockelmann und einigen Technikern im Kölner Funkhaus produziert! Es ist eine fantastische Sendung geworden, morgen werde ich in diesem Blog auch den Link angeben, über den sie dann ein Jahr lang in der Audiothek zu hören ist!

(Das Foto zeigt meinen gestrigen Aufnahmeplatz.)

Jean Paul häppchenweise

Lese ich gerade? Ach was, ich lese nicht nur, ich schaue und lese – und während ich schaue und lese, träume ich davon, dass all diese Fotografien und Bilder, die von der Autorin Beate Roth in ihrem wunderbaren Buch Jean Paul häppchenweise (Transit Verlag) präsentiert werden, sich aus meinen Träumereien und Fantasien in ess- und genießbare Realität verwandeln.

Beate Roth wohnt in Wunsiedel, also genau in dem kleinen Ort im Fichtelgebirge, wo einer der Titanen der deutschen Literatur zur Welt kam. Er hieß Johann Paul Friedrich Richter und wurde am Frühlingsbeginn des Jahres 1763 geboren. Später war er einer der meistgelesenen und beliebtesten Schriftsteller überhaupt, dessen Romane in der Goethezeit größere Auflagen hatten als alle Bücher der heutzutage bekannteren Klassiker.

Beate Roth hat nun entdeckt, dass es in den Büchern des großen Jean Paul (er hat sich selbst diesen verkürzten Autorennamen gegeben) sehr viele mehr oder weniger direkte Nennungen oder Anspielungen auf Gerichte, Mahlzeiten und die zeitgenössische Küchenliteratur gibt.

Und da Beate Roth nicht nur eine passionierte Leserin, sondern auch eine exzellente Köchin ist, hat sie Lektüre, Forschung und Kochen miteinander verbunden. So dass wir jetzt als begeisterte Leserinnen und Leser all die Suppenflut, die Süssbriefchen, die Stärk-Essenzen und das gesamte Savoir-vivre Jean Pauls auf Fotografien erkennen, die Beate Roth (eine fantastische Fotografin ist sie auch noch) gemacht hat.

Was, frage ich hingerissen, will man noch mehr?! Man lernt Jean Paul in nuce kennen, man sitzt an seiner Seite zu Tisch, und man träumt am Ende davon, der gesamte Advent, Weihnachten und das kommende Jahr mögen ein Jean-Paul-Beate-Roth-Jahr werden.

Konkret: Das Jahr 2025 ist das Jahr, in dem wir an Jean Pauls zweihundertsten Todestag erinnern. Also sehne ich mich danach, in diesem Jahr an einem sehr langen Tisch mit vielen Leserinnen und Lesern Jean Pauls zu sitzen und Beate Roths Küche zu genießen.

Ein Exemplar des Jean Paul-Buchs, das ich vor vierzig Jahren in der Reihe der Rowohlt Monografien veröffentlicht habe, schenke ich allen, die teilnehmen, zur Feier des Tages natürlich umsonst.

Ein Wahlkampf zur falschen Zeit

(Heute auch als Kolumne im „Kölner Stadt-Anzeiger“, S.4)

Viele meiner guten Freunde kochen mehr oder minder laut vor Empörung und Wut. Sie finden die Ansetzung des Wahlkampfs in den Monaten von Advent, Weihnachten und betriebsarmer Zeit zwischen den Jahren nicht nur eine Zumutung, sondern auch unverschämt. Das ist der Gipfel der schalen Ideen, mit denen uns die Ampelkoalition laufend beschäftigt hat, sagen sie.

Nun sollen wir auch in diesen Entspannungswochen auf die hochgekochten politischen Verlautbarungen reagieren, die durch die Medienkanäle geschleust werden. Längst haben sie den Charakter eines Schauspiels angenommen, in dem die politischen Protagonisten einen Auftritt nach dem andern hinlegen, ausführlich kommentiert und in jeder Talkshow gnadenlos unergiebig von Schauspielexperten besprochen.

Wieso ist Boris Pistorius der beliebteste deutsche Politiker unter der Sonne? Meine Freunde verstehen noch immer nicht, wie er sich diesen Nimbus erworben hat. Durch überzeugendes Handeln, durch intelligente Lösungsvorschläge für die vielen Probleme des Landes? Pustekuchen, er stand einfach nur meist vor den richtigen Mikrofonen am richtigen Ort, um Militärtechnisches zu murmeln. Und das sowas von hinreißend!

Und ist Olaf Scholz wirklich der große Versager, als der er gegenwärtig gehandelt wird? Ach was, auch Scholz wird auf eine Rolle festgelegt, die man nicht aus seinen Text-Statements ableitet, sondern vor allem aus seinem Auftreten. Hätte er sich doch Berater genommen, die ihm eine neue Brille oder einen passenderen Anzug verschafft hätten!

Die Ära der Auftritte unserer Politiker in den Rollen von Staatsschauspielern begann Anfang der sechziger Jahre mit dem Einzug der Fernsehgeräte in die meisten deutschen Haushalte. Willy Brandt war 1961 der erste Kanzlerkandidat, der vom Wahlkampfmanagement frisch gekleidet und kostümiert in die Schlacht gegen Altkanzler Adenauer gejagt wurde.

In einem cremefarbenen Mercedes-220-S-Kabriolett mit roten Lederpolstern wurde er auf eine Route von 22 000 Kilometern durch die deutschen Provinzen geschickt. Die Ideen für seine Auftritte, die von Lautsprecherwagen angekündigt wurden, hatte Manager Klaus Schütz in den USA entliehen, wo er den Wahlkampf zwischen dem jungen John F. Kennedy und Richard Nixon genau verfolgt und studiert hatte. „Ich bin völlig vorurteilsfrei; ich beurteile jeden nur nach der Wirkung, die er heute hat“, so lautete sein Glaubensbekenntnis.

In den nächsten Wochen und Monaten werden wir es genau mit solchen Profilierungsversuchen zu tun bekommen. An Heiligabend wird Christian Lindner in irgendeiner Nachrichtenagentur auftauchen und fragen: „Wo ist die Nachricht?“ An Silvester wird Robert Habeck an seinem Küchentisch sitzen und das vergangene Jahr schmunzelnd und zaudernd rekapitulieren. Friedrich Merz wird in den beliebten freien Tagen zwischen den Jahren in seinem Privatjet über die Lande kreisen, um Eindruck noch auf die entlegensten Regionen zu machen, und Präsident Frank-Walter Steinmeier wird eine Predigt zum Neuen Jahr halten, in der er jene Probleme anspricht, die er bereits ungezählte Male in seinem stoisch akzentuierten Weisheitsvokabular skizziert hat.

Meine Freunde und ich – wir haben diese hemmungslose und abstoßende Befeuerung mit kleinen oder großen Auftritten satt, wir wollen nach all den vielen Monaten des lächerlichen Ampel-Theaters einfach in Ruhe gelassen werden. Die „Geopolitik“ soll man uns auch bitte nicht mehr erklären, wir kennen sie zur Genüge. Könnten wir zu einer Großdemonstration aufrufen, würden wir fordern, den Wahlkampf unverzüglich einzustellen. Keine teuren Plakate, keine Flyer und Broschüren und kein Durchreichen der vielen Kanzlerkandidaten durch sämtliche Nachtprogramme der Fernsehsender!

Wohin, fragen meine Freunde zuletzt, ist eigentlich Kamala Harris, die Kandidatin der Herzen, verschwunden? Und wohin die eine Milliarde Dollar, die sie als Wahlkampfspenden gesammelt hat? Ein so unkommentiertes Verschwinden sollte uns klüger machen. Vanitas vanitatum, alles ist eitel, so beginnt im Alten Testament der Prediger Salomo – und genau diese würzige Kürze wäre unser Vademecum für die klüger Gewordenen.

Die Formate des Schreibens

Über das Schreiben nachzudenken ist eine meiner liebsten Passionen. Im Verlauf der Jahrzehnte habe ich nicht nur mich selbst, sondern unzählig viele Menschen dabei beobachtet, wie sie geschrieben oder versucht haben zu schreiben.

Oft hat sich das als ein gemeinsames Nachdenken gestaltet – mit Kindern, mit Schülerinnen und Schülern, mit Studentinnen und Studenten, mit Erwachsenen jedweden Alters. Welche Hindernisse lauern dem Schreiben auf, und wie begegnet man ihnen?

Solche Überlegungen galten zunächst dem einfachen Schreibvorgang mit dem Anspruch, Sätze aneinander zu reihen, etwas Fassbares mitzuteilen, andere Personen mit diesen Mitteilungen anzusprechen. „Kreativität“ war dabei noch nicht im Spiel, es ging also zunächst nicht um „Kreatives Schreiben“, sondern um das Schreiben an und für sich.

Es hat mich immer erstaunt, wie schwer sich die meisten Menschen damit tun. Einige erste Sätze hinzuschreiben – das scheint starke innere Widerstände zu mobilisieren, ganz anders als bei ersten Anläufen in den anderen Künsten. Eine Zeichnung anzufertigen oder ein Musikinstrument anzuspielen, das gelingt erheblich einfacher. Wo also lauern beim Schreiben die Gefahren, dass man davor erschrickt oder gar aufgibt?

Von diesen Fragen geht mein neues Buch „Nach allen Regeln der Kunst. Schreiben lernen und lehren“ aus. Danach steigt es langsam zu „kreativen Übungen“ auf, zu Notaten, Fantasien, Mini-Geschichten, Erzählungen und schließlich auch zur Romanarbeit.

In einem Gespräch mit Sacha Ziehn (WDR 3) habe ich von den Formaten des Schreibens gesprochen.

 

Am kommenden Dienstag (3.12.2024) werde ich diese Themen während der Premierenlesung (Stuttgarter Literaturhaus, 19.30 Uhr) im Gespräch mit dem Schriftsteller und Hanser-Lektor Martin Kordić vertiefen!

Ich lade die Leserinnen und Leser dieses Blogs herzlich dazu ein und wünsche ein Wochenende im Flug!

Dolce vita – in Bonn-Bad Godesberg

Dolce vita – das verbinden viele Urlauberinnen und Urlauber aus dem Norden mit dem italienischen Süden. Und sie meinen damit vielerlei: die gute italienische Küche, die schönen Landschaften und Städte – vor allem aber auch die ausgedehnten Zeiten des Verweilens, die in Italien während der Mahlzeiten und danach üblich sind.

Sie dienen keinem pragmatischen Zweck außer dem der inneren Gesundung, sind frei von Ansprüchen und variieren im Idealfall in munter geführten Gesprächen die Themen des Tages. Politische sind übrigens nicht sonderlich beliebt, eher geht es um die Familie, Neuigkeiten aus der Umgebung, Musik, Film und Tanz. Dolce vita ist also eine Art Ensemble des guten Geschmacks und des reflektierten Lebens.

Zusammen mit den Cellistinnen Birgit Heinemann und Uta Schlichtig entführe ich am kommenden Freitag, 6.12.2024, ab 20 Uhr in der Erlöser-Kirche von Bonn-Bad Godesberg zu Illusionen des Dolce vita. Ich lese aus meinen in Italien spielenden Büchern, und die beiden Cellistinnen begleiten meine Texte mit Musik, die auf die Textpassagen antworten.

Nach allen Regeln der Kunst – Gespräch in Deutschlandfunk Kultur

In Deutschlandfunk Kultur wurde gestern in der „lesart“ ein Gespräch gesendet, das ich mit der Redakteurin Andrea Gerk über mein neues Buch Nach allen Regeln der Kunst. Schreiben lernen und lehren geführt habe.

Hier kann man es nachhören:

Zwei Jünglinge im Geiste treffen sich

Zwei Jünglinge im Geiste trafen sich am vergangenen Freitag zu einem vor Insidern geheim gehaltenen Treffen, um zusammen an einem Drehbuch für die Verfilmung eines in Deutschland viel gelesenen Romans zu arbeiten.

Das irgendwann vielleicht historisch zu nennende Foto zeigt die beiden in den ersten Momenten nach dem stundenlangen Gespräch – froh und im Glauben, in etwas Gelingendes  vertieft gewesen zu sein. Keine roten Linien, eine schmale goldene Linie signalisiert vielmehr auf dem bescheidenen Esstisch die gemeinsame Freude. Eine vereinzelte Rose winkt Zustimmung. Leicht ergriffen klammern die Jünglinge sich an ihre geleerten Weingläser.