Trinken wie die Dichterinnen und Dichter

In meinem Buch Nach allen Regeln der Kunst. Schreiben lernen und lehren bin ich auch auf die Merkwürdigkeit des alkoholischen Trinkens von Autoren eingegangen. Warum also trinken Autoren während der Arbeitsprozesse an ihren Schreibprojekten häufig und viel – etwa im Gegensatz zu Musikern, Architekten, Fotografen oder Künstlern?

Ich habe dieses Trinken durch die besonderen Formate des Tagträumens erklärt, das Autoren ihre Texte fantasieren und durchspielen lässt. Das Tagträumen zu steigern und auszudehnen, könnte eine Aufgabe des beflügelnden Alkohols sein. Die aber dann versagt, wenn es um das eigentliche Schreiben geht. Niemand schreibt unter dem Einfluss von reichlich Alkohol etwas Gescheites, wohl aber sinniert man mit Hilfe des Alkohols an Bruchstücken eines in Bewegung geratenen Fantasierens.

Johanna Ott hat nun ein Buch übersetzt, in dem ein amerikanisches Autorenkollektiv (Apollo Publishers, New York) die Frage noch genauer stellt (und auf Autorinnen ausdehnt) – und zwar nicht darauf, warum jemand trinkt, sondern darauf, was getrunken wird: „Trinken wie ein Dichter. 99 Drinks mit Jane Austen, Ernest Hemingway & Co.“

Die genauere Fragestellung schließt auch die Stunden und Gelegenheiten des Trinkens sowie die Orte mit ein, an denen das besonders gut gelingt. So verfolgen wir Simone de Beauvoir in die Rue Montparnasse zum Trinken von Aprikosencocktails oder Friedrich Dürrenmatt beim exzessiven Trinken von Château Margaux.

Charles Bukowski schüttete etwas Bourbon in ein Schnapsglas und füllte ein Pint-Glas mit Light-Bier. Den Vorgang wiederholte er, sooft es eben nötig war. Bei Goethe geht es noch einfacher zu, es reicht ein Glas (oder mehr) fränkischer Wein (Würzburger Stein) oder ein Johannisberger aus dem Rheingau, den wir selbst ebenfalls gerne vor Ort genießen.

Das Buch versorgt uns auch mit der nötigen Ausstattung (Barlöffel, Stößel, Zitronenpresse u.a.) sowie den nötigen Vorräten (Aperol, Bourbon, Campari u.a.). Im Anhang befriedigt eine ausführliche Bibliographie auch unseren Wissensdurst, beginnend mit Adams, Jad.: Hideous Absinthe. A History oft he Devil in the Bottle. Na denn – zum Wohlsein!

Peter Bichsel ist gestorben

Der große Peter Bichsel (1935-2025), der die kleinen Formen des Erzählens und Berichtens meisterhaft beherrschte und kultivierte, ist gestorben. Ich verdanke ihm die Freude an Details, Unauffälligem, Hintergründigem, abseits von großen Romanen, in der Stille einer starken Umgebung.

Ich empfehle die Lektüre seiner Frankfurter Poetik-Vorlesungen:

Eine Lesung in Freiburg

Am kommenden Mittwoch, 19.3.2025, lese ich im Freiburger Literaturhaus um 19.30 Uhr aus meinem Buch Nach allen Regeln der Kunst. Schreiben lernen und lehren und unterhalte mich darüber mit dem Schriftsteller Kevin Kuhn.

Hier die genaueren Angaben:

https://www.reservix.de/tickets-hanns-josef-ortheil-nach-allen-regeln-der-kunst-lesung-und-gespraech-mit-kevin-kuhn-in-freiburg-im-breisgau-literaturhaus-freiburg-am-19-3-2025/e2353367

Ein ungelöstes Rätsel

Sonntag, 9. März 2025. Ich habe eine lange Autobahnfahrt durch halb Deutschland vor mir, und ich fahre leider allein. Deshalb suche ich nach etwas Unterhaltung und entscheide mich für SWR Kultur. Ab 9 Uhr läuft dort die Sonntags-Matinee, diesmal mit dem Thema: Sauer macht lustig – Die Zitrone.

Der Gastrosoph Peter Peter berichtet von der Kulturgeschichte der Zitrone –

https://www.ardaudiothek.de/episode/matinee/peter-peter-kulturgeschichte-der-zitrone/swr-kultur/14263161/

und Bruno Ciccaglione begegnet der Zitrone in  der Küche –

https://www.ardaudiothek.de/episode/matinee/bruno-ciccaglione-die-zitrone-in-der-kueche/swr-kultur/14263163/

und Duška Roth serviert Zitronenlimonade –

https://www.ardaudiothek.de/episode/matinee/geschichte-der-zitronenlimonade/swr-kultur/14261737/

Zwischen all diesen informativen Beiträgen und Gesprächen wird einige Male das Matinee-Rätsel eingespielt. Die Hörerinnen und Hörer sollen den Titel eines Buches erraten, das ein zeitgenössischer Schriftsteller geschrieben hat –

https://www.ardaudiothek.de/episode/matinee/matinee-raetsel/swr-kultur/14263059/

Während meiner langen Fahrt begegnet mir immer wieder dieses Rätsel, aber mir fällt keine Lösung ein. Erst nach etwa zwei Stunden kommt die Auflösung, und der Sprecher verkündet, dass ein Buch des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil mit dem Titel Italienische Momente gesucht wurde. Als ich das hörte, war ich so verwundert und überrascht, dass ich auf dem nächsten Parkplatz ausstieg, auf und ab ging und mich fragte: „Na sowas…, warum habe ich das Rätsel bloß nicht selbst lösen können??“

Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich ein zitronengestärktes, vitaminreiches, um Italien erweitertes Wochenende!!

Vermeers Bilder sehen

Den Dokumentarfilm der Regisseurin Suzanne Raes über die Entstehung der großen Vermeer-Ausstellung im Amsterdamer Rijks-Museum im Jahr 2023 (Vermeer – Eine Reise ins Licht) habe ich in diesem Blog gleich mehrmals vorgestellt.

Nun möchte ich auf eine weitere Doku aufmerksam machen, die sich ebenfalls dieser Ausstellung widmet – das aber „mit anderen Augen“.

Wir betrachten nämlich mit dem Regisseur David Bickerstaff Vermeer – Die Jahrhundertausstellung (2024) aus der Perspektive von Menschen, die sich vielen Details der Meisterwerke widmen und sie mit anregender Geduld genauer anschauen. So erleben wir einzelne Bildmomente als starke Signale und verstehen Vermeers intimes Sprechen immer besser. Zu sehen in der ARTE-Mediathek:

https://www.arte.tv/de/videos/119431-000-A/vermeer-die-jahrhundertausstellung/

Inspiration Musik – Auf nach Bonn!

Wie antwortet Kunst auf Musik? Wie haben Künstlerinnen und Künstler seit 1950 auf die Kompositionen Beethovens reagiert? Welche Gestaltungsformen, Techniken und Themen haben sich seither entwickelt?

Im Beethovenhaus Bonn geht seit gestern eine große Ausstellung diesen Fragen nach. Bis zum 21. Juli 2025 ist sie noch zu sehen. Meine Empfehlung: Auf nach Bonn!

https://www.beethoven.de/de/sonderausstellung/view/6525292113821696/Inspiration+Musik?status=Zukunft

Maurice Ravel zum 150. Geburtstag am 7. März

Heute ist der 150. Geburtstag des französischen Komponisten Maurice Ravel. ARTE hat ihm ein interessantes Porträt „musikalischer Splitter“ gewidmet, das die vielen unterschiedlichen Charaktere seiner Kompositionen ahnen lässt.

Es kommt ohne den üblichen Bildungsballast und ohne langatmige Kommentare von Musikern aus. Deshalb: Hören, einfach genau hin- und zuhören …, am besten mehrfach.

https://www.arte.tv/de/videos/119953-000-A/maurice-ravel-musikalische-splitter/

Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich ein vielfarbiges Ravel-Wochenende!