In Paris komme ich auch diesmal zunächst in der Vergangenheit an. Es ist die der siebziger Jahre, in denen ich mich fast ausschließlich in der Gegend um die alte Kirche Saint-Germain-des-Prés bewegte. „Mon village“ nannten die Einwohner damals noch dieses Gelände, und so verhalten wie in einem Dorf bewegten sich die meisten tatsächlich durch die Straßen mit den halbhohen, schmalen Häusern. Ich benutze weder die Metro noch den Bus, selbst ein Fahrrad gehört nicht in dieses Terrain. Langsam gehe ich durch seine Gassen, als müsste ich jedes Bistro, jedes Café, jeden Laden einzeln begrüßen und etwas Vertrautes entdecken. Mitten in einer Weltstadt und in ihrem uralten Zentrum entsteht ein typisches Dorfgefühl: ah, das gibt es noch, und, ah ja, der kleine Markt „existe“ auch weiterhin, gleich gegenüber dem legendären Hotel, in dem Tarantino das Drehbuch zu Pulp fiction schrieb. Eine Stadt zu lieben, heißt auch: ein kleines Segment dieser Stadt seit langem so gut zu kennen, dass man bei seiner erneuten Ankunft lauter Verwandte begrüßt. Und wo isst man mit ihnen zu Mittag? Draußen, im Freien, auf dem Bürgersteig vor einem Bistro, während die Nachbarn aus ihren Häusern kommen und den kleinen Tisch schließlich plaudernd umlagern.