Im Garten 5

Schneeglöckchen und Scharbockskraut – sie sind die ersten Zeichen des Aufbruchs nach einem langen Winter in Richtung Frühling. Richtig los geht es aber erst mit den Forsythien-Blüten. Von einem Tag auf den andern brennen die Sträucher in einem malerisch nicht zu übertreffenden Hellgelb und halten diese kräftige, exzessive Farbe Tag und Nacht. Ein Flammenwurf, ein Fanal für alle anderen Rundumblüher, sich endlich ins Freie zu wagen. Aufschäumend und rasend vor Verlangen nach den Blaus und den Sonnen hoch droben beherrschen die Forsythien den gesamten Raum, ziehen alle Blicke auf sich und verlangen nach rascher Ausdehnung. Die Ränder des Gartens wollen sie dicht besetzen, die Grenzen markieren und sich in jedem Jahr noch um einige Hundert Blüten vermehren. Sie erinnern daran, dass der Garten nicht nur seine stillen, sondern auch dionysische Zonen hat. „Es soll hoch hergehn im Frühjahr und erst recht dann im Sommer“, jubeln sie, knalljung wie sie sind. Sie haben Ansprüche, sie sind nicht bescheiden, und so verstecken sich manche anderen Pflanzen so lange, bis die Blüten dieser gelben Dramatiker sich zusammenrollen und ihren Rausch langsam beenden.