Der WDR startet im Sommer eine neue TV-Reihe: Böttingers Bücher. In ihr stellt Bettina Böttinger, die Talkshow-Gastgeberin des Kölner Treff,Autorinnen und Autoren vor, die in Nordrhein-Westfalen leben oder aufgewachsen sind. In der ersten Folge bin auch ich dran, deshalb ist Drehtag in Köln. Und es wird ein Dreh, wie ich noch keinen erlebt habe. So fahre ich in einem windigen Aufzug, der eigentlich für Handwerker ohne Höhenangst bestimmt ist, auf eine turmhohe Plattform außen am Dom. Von dort dringe ich über einen noch windigeren Holzsteg wie ein Tänzer über dem Abgrund direkt unter das Domdach vor. Toll käme es rüber, wenn ich danach mit dem Fallschirm auf die Domplatte segeln würde. Im letzten Moment haste ich in den Aufzug, zurück auf die sichere Erde. Im Anschluss geht es im Eiltempo nach Nippes, dort bin ich aufgewachsen. Und plötzlich stehen wir in genau jener Wohnung, in der ich als Kind mit den Eltern gelebt habe. Und esse später Em Golde Kappes genau jenes Sauerkraut, das ich als Kind dort gegessen habe. Und sitze wenig später im Konzertsaal des WDR an einem Flügel, wo ich den Klavierpart von Mozarts Klavierkonzert KV 491 spielen soll. Um kurz darauf, wunderbar animiert von einem kubanischen Tontechniker und dem Meister aller WDR-Kameramänner, auf dem Wallrafplatz Beobachtungen über Passanten zu notieren. Und sie sofort druckreif mitzuteilen, damit der Tontechniker, der Kameramann und ich synchron an der direkten Beobachtung von Passanten arbeiten können. Zwölf Stunden dauert der gesamte Dreh. Am Folgetag sehen sich alle wieder, um im Abteil eines fahrenden ICE während einer Fahrt von Köln nach Frankfurt weiter zu drehen. Ich darf mit einer großen Schere auf Zeitungsartikel losgehen und später (in der letzten Drehsequenz) Weißwein im Frankfurter Hauptbahnhof trinken. Danach fahre ich (allein) nach Hildesheim, das Semester an der Universität hat begonnen.