In tiefer Nacht

Sitze nach einer Lesung in tiefer Nacht allein in einem Bielefelder Hotelzimmer, wie es scheußlicher nicht sein könnte. Und denke, vor mich hin starrend, laufend dasselbe in kleinen Variationen: dass mein ganzes Schreiben auf familiäre Räume fixiert ist. Auf die meiner Großeltern, die meiner Eltern, die meiner eigenen Familie. Dass ich jede winzige Bewegung und Verschiebung in diesen Räumen wie ein Erdbeben empfinde. Dass ich nur mit unendlichen Mühen in die extrafamiliären Räume gelange und mich dort gleich eine starke Panik befällt. Dass ich mich aus ihnen zurückziehe und sofort den nächstbesten Zug besteige, um wieder vor der eigenen Wohnungstür anzukommen. Dass ich ins Haus schlüpfe und sofort eine Kerze entzünde, zum Dank, dass ich wieder einigermaßen unversehrt zurückgefunden habe.