Mondfische

Eine Fernreisende schickt mir aus einem Lissaboner Riesenaquarium (ich liebe Aquarien) das Foto eines großen Mondfischs. Er sieht mit seinen zwei dreieckigen Flossen (eine oben, eine unten) und seinem schweren, tonnenartigen Rumpf wie ein perfektes Unterwasserfahrzeug aus. Geht er auf die Jagd? Keineswegs. Die Jagd interessiert ihn nicht, er frisst, was ihm gerade in die Quere gerät, lauter Kleinzeug, Plankton, Krebse, Larven. Und was macht er den ganzen Tag? Er lässt sich treiben und beobachtet die Tiefsee. Manchmal kommt er nach oben, legt sich schräg und sonnt sich. Er existiert so, als wäre er der Hausherr der Meere. Der hier und da nach dem Rechten schaut, aber nicht eingreift und nichts ausrichtet. Niemand kümmert sich um ihn, sogar die Fischer ignorieren das gewaltige Tier, dessen Fleisch nicht schmeckt. Fast hat es den Anschein, als wären Aquarien sein eigentliches Zuhause.