Die Biografie eines Buches 5

In der Wartezeit bei meinem lebenslustigen und eloquenten Friseur erhalte ich einen Stapel Zeitschriften für ein rasches Durchblättern. Darunter ist (wie immer) auch die Vogue. Für dieses Durchblättern brauche ich einige Zeit, denn mein junger Friseur macht sich einen Spaß daraus, sich später mit mir über die Fotos in dieser Zeitschrift zu unterhalten. Ich blättere und blättere, ich präge mir einige Fotos ein und erreiche die Seite 178. Und da ist es, ich sehe es sofort, auf den ersten Blick: das Cover meines neuen Romans! Und dann der dazu gehörende Text: „Von Trugbildern handelt auch Hanns-Josef Ortheils hinreißender Roman Der Typ ist da. Denn als der junge Venezianer Matteo, dem sie während eines Venedig-Aufenthalts begegnete, eines Tages vor der Tür der Kölner Studentin Mia steht, gerät nicht nur ihr Leben gehörig durcheinander, sondern auch das ihrer Mitbewohnerinnen Lisa und Xenia. Zauberisch versteht es Matteo, die Gedanken und Gefühle der drei zu manipulieren. So entbrennt ein höchst unterhaltsamer Konkurrenzkampf um die Gunst des wie vom Himmel gefallenen venezianischen Cherubs – gestaltet als Traumspiel über himmlische Gefühle in irdischen Sphären.“ Geschrieben hat das der Schriftsteller Peter Henning – und er hat eine wunderbare Kette von Signalen gefunden: Hinreißend, zauberisch, der Cherub, das Traumspiel – der Roman als romantisierendes Märchen.