Hanna ist die elfjährige Tochter eines Paares, mit dem ich seit langem gut befreundet bin. Am letzten Wochenende verreisten ihre Eltern in die Schweiz, um dort einige familiäre Dinge zu regeln. Hanna aber blieb bei mir, aus freien Stücken, sie fand das „spannend“. Nach der Abreise der Eltern frühstückten wir zusammen und legten danach eine kleine Liste mit all den Sachen an, die wir später für unsere Verpflegung einkaufen würden. An erster Stelle die Süßigkeiten (Hanuta, Duplo und Ritter Sport-Schokolade), außerdem Obst (Apfelsinen zum Auspressen, Äpfel und Mandarinen), schließlich Pasta (Fusilli) sowie frische Tomaten für die Sauce. Nach unseren Einkäufen auf dem Markt aßen wir mittags die Süßigkeiten (seit endlosen Jahren hatte ich so etwas nicht als richtige Mahlzeit betrachtet) und tranken dazu Apfelsinensaft. Als Nachtisch gab es klein geschnittene Äpfel und Mandarinen. Wir schauten einen Comic im Fernsehen, dann aber sollte es nach draußen gehen, denn das Haus steckte in einem Meer von wild herumliegendem Laub, das in den letzten Wochen reichlich gefallen war. Hanna kratzte es mit einem Laubbesen zu kleinen Haufen zusammen, und ich füllte die Haufen in einen Laubsack. Dann überlegten wir, wohin wir das Sackinnere jeweils bringen wollten. Wir bildeten einen großen Laubwall im Umkreis einer Sitzecke, wir errichteten Laubtürme mitten im Wald, und wir krönten unser Werk mit einem großen Laubkreis auf einer Rasenfläche. Am Abend gab es Fusilli mit Tomatensauce. Was soll ich sagen? Es war grandios. Niemals hätte ich mir sonst so viele Süßigkeiten erlaubt, niemals hätte ich klein geschnittene Äpfel in solchen Mengen gegessen und niemals mit Hilfe von Hannas energischem Handeln aus herumliegendem Laub kleine Kunstwerke entstehen lassen. Vor allem aber hätte ich niemals jene Pasta (Fusilli) mit Appetit gegessen, die ich nach einmaligem Genuss vor Jahrzehnten zur grässlichsten, ungenießbaren Pastasorte erklärt und seither nie mehr angerührt hatte. Jetzt aber schmeckten diese Fusilli, als wären sie aus diesem Tag gemacht: eine abendliche Kinderspeise, kurios gedreht und gerollt wie die zuvor noch armselig herumliegenden Blätter, die wir erlöst und einer schönen Bestimmung zugeführt hatten.