Paul (71) lebt im Garten, egal, ob das Wetter sich dafür eignet oder nicht. Statt spazieren zu gehen, widmet er sich täglich den Bäumen und Pflanzen, und immer hat er die passenden Gartengeräte dabei. Zwischen den Jahren ist die Zeit, sie instand zu setzen oder zu reparieren, auch die großen Regale in der Garage werden jetzt aufgeräumt. Die Kübelpflanzen hat er rechtzeitig vor Winterbeginn mit Winterschutzmatten aus Jutefilz eingekleidet, sie stehen jetzt – dickbäuchig und umknotet – wie verwöhnte Patienten herum. Der Weihnachtsbaum, den Paul im Topf gehalten hat, kommt in diesen Tagen bereits ins Freie, wird in den Garten gesetzt und erhält ein Vliesgewebe, das die Spitze vor der Kälte schützt. An etwas wärmeren Tagen streut Paul feinen Kompost auf seine Beete und betrachtet sie lange. Zur Hälfte herrscht noch der Winter, die Gedanken ans Frühjahr sind jedoch schon lebendig. Wenn Paul träumt, sieht er kleine Narzissen und Krokusse in vertraut erscheinenden Inselgruppen. Auf der Bank neben der Haustür sitzt er am liebsten, und wenn es nicht gerade regnet, raucht er ein Zigarillo der Marke Davidoff (Exquisitos). Komme ich bei ihm vorbei, nickt er und ruft mich danach beim Namen. Wer bin ich? Sein Neffe? Der Gartengehilfe? Oder doch nicht eher der Herumwanderer, der zu allen Zeiten des kommenden Jahres mit ihm durch den Garten gehen wird, eingedeckt von Pauls Erzählungen und Kommentaren, in denen die Bäume und Pflanzen so leben, als wären sie „das Mass aller Dinge“ und auch „das Mass des (bedürftigen) Menschen“.