Am frühen Nachmittag erscheinen die Mönche zur Vesper in der Abteikirche. Während der darauf folgenden Gesänge und Wechselgesänge werden sie sich im Chorgestühl aufhalten, jeder Mönch für sich, auf seinem Platz – und doch in einer Reihe mit seinen Nachbarn. Zwei Gruppen werden sich zu einem mönchischen Privatissimum gegenüber stehen, ohne einander zu fixieren. Die in weiße Gewänder gehüllten Beter nehmen auch keinen Kontakt auf zum weiteren Kirchenraum und erst recht nicht zu den Gläubigen, die ihnen zuhören, sich aber an ihrem Gesang nicht beteiligen dürfen. Die Intensität der mehrmals am Tag stattfindenden Stundengebete soll sich in einem geschlossenen, intim bleibenden Raum ergeben. Kein Gottesdienst, keine Messe, sondern ein halblautes Singen und Flüstern: ein Fragen, Bitten, Danken, Preisen, grundiert von der Not der Hilflosen, fern von den Gebeten des starken Glaubens, der ganz anderen Riten folgt und andere Sprachen wählt.