Wir schalten uns (sehr früh am Morgen, zu „nachtschlafender Zeit“, wie es sich zu diesen besonderen Sportanlässen gehört) in das Geschehen der Australian Open in Melbourne ein. Am späten Nachmittag Ortszeit sind es dort auf dem Centre Court mehr als vierzig Grad. Novak Djokovic spielt gegen Gael Monfils – es sind zwei ganz hervorragende Spieler, denen man ein großes Match zutraut. Boris Becker ist auch da und zeigt einen in der Sonne entflammten rosaroten Teint, der zu seinen wie immer hochgradig fachmännischen Experten-Kommentaren gut passt. Auch Andre Agassi sitzt unter den Zuschauern (wieso? Was machen Frau und Kinder? Wir sind zurückhaltend und fragen nicht nach …). Noch nie haben wir ein Spiel gesehen, in dem beide Spieler zu unterschiedlichen Phasen der Partie jeweils nahe am Aufgeben sind. Mitten im zweiten Satz kann sich Gael Monfils kaum noch bewegen und gibt einen Ball nach dem andern verloren. Kurz darauf lässt Novak Djokovic erkennbar nach und bewegt sich mit Stolperschritten über den Platz. Abbruch, Unterbrechung – das wäre das Richtige. So etwas lässt der Schiedsrichter aber nicht zu, er schwebt auf seinem (elektrisch höhenverstellbaren) Schattenstuhl und nuckelt am gekühlten Wasser aus dem Fläschchen. Und so erleben wir ein Hitzedrama der Extreme, das Novak Djokovic am Ende nach vier Sätzen gewinnt. Später wird er sagen, es seien die härtesten Bedingungen gewesen, unter denen er je gespielt habe.