Liszt hören

Hörte „in tiefer Nacht“ (und völliger Abgeschiedenheit) Ausschnitte aus den Années de pèlerinage von Franz Liszt, in der Einspielung von Arcadi Volodos (Volodos Plays Liszt). Beinahe erschreckend, wie die Musik zu diesem Sitzen und Horchen passte! Als wäre sie nie für ein Publikum komponiert worden, sondern höchstens für einen entlegenen extraterrestrischen Raum. Das Sentiment dieser Stücke besteht nämlich nicht nur aus „Alleinsein“ oder gar „Einsamkeit“, sondern aus einer rigiden Entfernung von allen geschäftigen oder unterhaltenden Menschendingen. Ein Sich-Fallenlassen ins Abseitige, Grottenartige, bis hin zum Frösteln, zernagt von Momenten des Aufbäumens. Reinstes Kreisen im Psychotischen, ohne Verkleidung, ohne jede Handreichung. Wer wollte den ganzen Zyklus im Konzertsaal spielen, wer? Am Ende säße er allein auf der Bühne und die Zuhörer wären, weil sie der tiefe Schrecken gepackt hätte, längst ins Weite enteilt.