Wieverfastelovend

Sie befinden sich, na klar, wo sonst?, gerade jetzt: unbedingt auf dem Weg nach Köln! Genau heute, am Wieverfastelovend, beginnt dort der Straßenkarneval. Keine Umzüge, sondern gut komponierte Bühnenprogramme, auf dem Alten Markt natürlich, aber vor allem in den Veedeln. Dazu Kneipenkarneval alle paar Meter, die Kölschen Kneipen überbieten sich heute darin, ihren Gästen Besonderes (Live-Musik, Stimmung, pfiffige Mono- und Dialoge) zu bieten. Während der Anreise haben Sie sich im Bordrestaurant des ICE angemessen gestärkt. Es gibt Kohlroulade mit Blutwurst und Apfel mit Kartoffel-Sellerie-Püree. Als erfahrene Jecken erkennen Sie sofort die subtilen Anspielungen der Bahn auf das Ziel der Reise. In Köln isst man leidenschaftlich gern Himmel un Äd – und das ist, ja, Sie wissen Bescheid, Kartoffelpüree mit Blutwurst, geschmorten Zwiebeln und Äpfeln. Sie erreichen Köln also mit einem angemessen Kölschen Magenuntergrund – und verteilen direkt nach dem Aussteigen die ersten Bützje. Bützje sind keine Küsse, sondern Küsschen, sie werden an jede und jeden, der sie empfangen mag, verteilt. Andererseits sollten Sie selbst darauf gefasst sein, von jeder und jedem, der sie verteilen mag, gebützt zu werden. Bützje gibt es auf die Wange, sie hinterlassen dort ein kurzes, schallendes Echo, an dem jeder Jeck seine reine Freude hat. Informieren Sie sich, wo genau in den Veedeln was los ist. Unser Tipp ist: Wieverfastelovend in Nippes. Ziehen Sie in Scharen zum Wilhelmplatz und feiern Sie mit. Dann schlendern Sie in Richtung des Nippeser Traditionslokals Em Golde Kappes. Aus allen Kneipen schallt nun das beliebte Lied der Bläck Fööss: Drink doch ene met, stell dich nit esu ahn … Ihr Herz öffnet sich, Glückshormone durchströmen Ihren ganzen Körper. Sie trinken das erste und zweite Kölsch und, siehe da, da steht er: ein Schriftsteller aus diesem Veedel, direkt vor dem Golde Kappes, in bester Laune, wie seit Kindertagen. Bützen Sie ihn, und lassen Sie sich von ihm bützen, wir wissen zufällig, dass er heute so gut drauf ist wie lange nicht mehr …