Helen Mirren habe ich vor kurzem in Das Leuchten der Erinnerung an der Seite von Donald Sutherland gesehen. Nun ist sie in Berlin, wo gestern die Filmfestspiele eröffnet wurden. Ganz nebenbei macht sie Werbung für ihre Online-Lektionen in der Reihe Masterclass, in der sie viele Aspekte des Acting vorstellt. Eine Schauspielschule hat sie selbst nie besucht, aber in den vielen Jahren als Schauspielerin unendlich viel über Themen wie Dramaturgie, Kameraführung, Mimik, Kostüme etc. in Erfahrung gebracht. Im Trailer geht sie zu einem Sessel, nimmt Platz und legt unbefangen, direkt und sehr lebendig los. Ich könnte mir kaum eine Schauspielerin vorstellen, von der ich mir lieber erklären lassen würde, was Acting alles meint und worauf man als Schauspielerin/Schauspieler zu achten hat. Sie wirkt nicht wie eine abgeklärte Lehrerin, sondern wie eine Frau, die sich noch mitten in den Szenen, Kulissen und Sets befindet und in den Atmosphären dieser Milieus lebt. Ihr Unterricht ist Acting auf höchstem Niveau: Über ihren Beruf redend, spiegelt sie sich in ihren Rollen und erzählt deren Geschichte. Ich liebe Lessons, in denen Profis über ihre Arbeit (Mode, Kochen, Schach, Basketball etc.) berichten, ich glaube sogar, dass die Kenntnis solcher Einführungen zu einem besseren Schreiben beitragen könnte. Man lernt detailliert, Werkprozesse einer bestimmten Dauer zu planen und durchzuführen. Und man betrachtet diese Prozesse nicht mehr als bloßes Spiel, sondern so, als ginge es in jedem Moment „um alles“.