Skizzieren

In der Münchener Pinakothek der Moderne ist noch bis zum 21. Mai die Ausstellung SkizzenBuchGeschichte(n) zu sehen. Dort werden Skizzenbücher von Zeichnern und Malern vom achtzehnten Jahrhundert bis in die Gegenwart gezeigt (der Katalog ist im Deutschen Kunstverlag erschienen). Johan Schloemann hat diese Ausstellung gestern in einem informativen Artikel der SZ besprochen. Das Skizzenbuch, betont er, war im Gegensatz zum Bild ein mobiles Medium, das man überallhin mitnahm. Die oft flüchtigen Skizzen von Umrissen, Körpern, Figuren oder Figurenkonstellationen entstanden dabei vor Ort und waren Proben des zeichnerischen Könnens. Gleichsam „aus dem Stand“ wurde die Umgebung fixiert und für die weitere Verwendung in größeren Bildzusammenhängen aufbewahrt. Deshalb hielt bereits Leonardo da Vinci seine Schüler zum häufigen, unermüdlichen Skizzieren des Beobachteten an: „Trage darum gern ein kleines Büchlein bei dir (…) und notiere dir derlei Bewegungen in der Eile mit dem Silberstifte,  und ebenso notierst du dir die Stellung der Umstehenden und ihre Gruppierung. Dies wird dich lehren, Historien zu komponieren. Und wenn du dein Buch voll hast, so lege es beiseite und hebe es gut auf für das, was du vorhast, und nimm ein anderes und fahre darin ebenso fort.“

Genau so, wie Leonardo empfiehlt, bin ich mein Leben lang mit dem Schreiben verfahren: Das fortlaufende Skizzieren (von Gesehenem in kurzen Textskizzen) ging dem Schreiben von „Historien“ (Erzählungen, Romanen) immer voraus. Das schriftliche Skizzieren als Elementarformat des Schreibens habe ich darüber hinaus auch in Büchern über das Kreative Schreiben vorgestellt (alle im DUDEN-Verlag erschienen). Darin zeige ich, wie man schreibend notiert und skizziert (Schreiben dicht am Leben), wie man das auf Reisen tut (Schreiben auf Reisen) oder auch wie man sich selbst und sein Leben porträtiert (Schreiben über mich selbst). Der Grundkurs dieser Seminare heißt Mit dem Schreiben anfangen. In solchen Übungen geht es nie um „den großen, ausgearbeiteten Text“, sondern immer „nur“ um den genauen Blick auf das Detail, die Form, die Gestalt und die Rhythmen, mit denen das Leben uns unterhält.

Ich werde nach München fahren, um mir in der Ausstellung weitere Anregungen zu holen und von den Zeichnern und Malern noch mehr zu lernen.