Morgen enden die Olympischen Winterspiele in Südkorea. Die niedrigen Temperaturen in Deutschland haben sich denen im weit entfernten Osten angepasst, reichlich Sonne wirkt euphorisierend, und wir befinden uns in der Endspurtphase – was bedeutet, dass wir gegen 5 Uhr frühmorgens mit der Aktivierung unserer Energien beginnen und langsam die notwendige Spannung aufbauen. Richtig bei der Sache sind wir, als unser olympischer Lieblingswettbewerb (50 km Langlauf der Männer) gestartet wird. Mit den eisernen, gegen Wind und Nebel stundenlang durchhaltenden Jungs sind wir unterwegs, nehmen ab und zu einen Energiedrink zu uns und steigen schließlich auf Kaffee um. Iivo Niskanen macht einige hundert Meter vor dem Ziel alles klar, setzt sich rechtzeitig ab und erweckt beim Zieleinlauf den Anschein, als wäre er höchstens ein halbes Stündchen zum Training in der Loipe gewesen. Danach meldet sich Gerd Delling (der zwar rührende, aber eindeutig ahnungsloseste Moderator in diesen olympischen Tagen) und platziert einige seiner berüchtigten hochredundanten Leersätze über eine weitere Lieblingssportart: Curling! Hingerissen, stumm, regungslos sehen wir das Endspiel der Herren: Reine Meditation, starrer Blick auf die Eisfläche, auf der die blinkenden Granitsteine auf den Zielkreis zuschliddern, beschleunigt von hektisch wischenden Männern, die Spezialschuhe mit Teflonsohlen tragen. Wenn ein Stein mehrere andere Steine touchiert und sie genau in der beabsichtigten Manier aus dem Spiel befördert, atmen wir tief durch: So sollte das Leben sein, kein „Schlagabtausch“, sondern ein feines Touchement, das elegant aufräumt! Zur Erholung geht es danach ins Freie, die nahen Wälder zeigen ihre Weißtönungen, überzogen von feinen Gelatine-Schleiern aus längst stark verkrustetem Kälteeis. Morgen endet unser Olympia mit dem Eishockey-Endspiel Russland:Deutschland. Wir sind vorbereitet, o ja, das sind wir.