Dreißig Jahre haben Martina & Moritz im WDR (immer samstags, 17.45 Uhr) gekocht, heute war die Jubiläumssendung! Es gab einige meiner Lieblingsgerichte, darunter (unbedingt!) Calamaretti oder auch Kalbsleber oder auch schwäbischen Kartoffelsalat, und wir Fernsehzuschauer durften zuschauen, wie Dietmar Bär vor jedem Festgang mit Moritz (Neuner-Duttenhofer) in dessen hauseigenen Weinkeller pilgerte. Zu jedem Gang wurde ein frisches Glas Wein (aus Spanien oder Griechenland oder der Pfalz …) ausgeschenkt, und Dietmar Bär hatte einen Rosé fumé (ebenfalls aus der Pfalz) mitgebracht, dessen Namen er nicht verriet. Ich ahnte aber sofort, welchen Rosé fumé aus der Pfalz er genau meinte, denn dieser Wein gehört auch zu meinen Lieblingsweinen.
Ja, so ist das bei Martina & Moritz. Von Woche zu Woche lebt man im natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten mit den beiden Erfindern und ihren klug und mit viel Sachverstand komponierten Gerichten. Dass sie in ihrer Hausküche ans Werk gehen, erkennt man an jedem Handgriff und daran, wie wohl sich die beiden fühlen. Kein Studio, keine künstlich herausgeputzten Atmosphären, keine Haute Cuisine (nichts dagegen, aber sie braucht sehr viel Zeit), sondern: Über das, was Garten und Markt gerade an Frischem bieten, machen die beiden sich tiefe Gedanken und luchsen selbst den bekanntesten Zutaten die bestmögliche Herstellung eines Gerichts ab. Ein scharfer Blick auf jede einzelne Zutat, Erfahrung bei der Kombination von Gewürzen und im Anmachen von Saucen und Zitronetten (!) sowie eine Freude am unkomplizierten, zupackenden und ergebnislüsternen Kochen – das macht ihre ganz besondere Kunst aus!
Und: Dass sie zu zweit kochen, Hand in Hand – und doch mit dem (manchmal durchaus ironischen) Blick auf den anderen! Ironie, Humor – niemand versteht diese beiden Tugenden so sehr als perfekte Kochzutaten wie die beiden, die auf einem großen Gut in der Nähe von Stuttgart leben. Ich gratuliere und danke für all die Lebensfreude, die durch diese beste Kochsendung im deutschen Fernsehen bei uns Zuschauern „einziehen“ kann (so hätte man vor dreißig Jahren noch ganz richtig gesagt). Und ich empfehle (neben den vielen Mitschnitten ihrer Sendungen in der WDR-Mediathek) den Grundkurs. Nein, er heißt nicht Mit dem Schreiben anfangen, aber doch ganz ähnlich (Martina Meuth & Bernd „Moritz“ Neuner-Duttenhofer: Unsere 111 besten Küchentipps. Edition Essentials 2017).