Nena und ich

Mit Nena habe ich mich eigentlich immer gut verstanden. Vielleicht kommt es daher, dass wir vom Alter her nicht weit voneinander entfernt sind. Sie wird bald sechzig, und ich bin ein bisschen drüber – groß ist der Altersunterschied aber nicht. Viel wichtiger ist, dass wir im selben Jahr (1978) mit unseren Bühnenauftritten begonnen haben – sie mit der Band The Stripes in Hagen und Umgebung und ich als Solosänger beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. Wenige Jahre später kam ihr Megahit 99 Luftballons heraus, das war in der Zeit, als ich gerade auf dem Mozart-Trip (Mozart – im Innern seiner Sprachen) war.

Bevor Nena bald auf Jubiläumstour geht, hat sie der Augsburger Allgemeinen ein gut gelauntes Interview gegeben und auf vierzig Jahre Tourneeleben zurück geblickt: Das bleibe weiter bunt, aufregend und schön, hat sie gesagt, immer noch sei jedes Konzert neu und anders. Auch in diesem Punkt verstehe ich mich mit Nena perfekt. Bald werde nämlich auch ich auf Jubiläumstournee gehen und in einem Interview für den Altenkirchener Kurier vorher super gelaunt festhalten, dass es kaum etwas Schöneres gibt als Lesungen und Live-Auftritte.

Nena sieht mit ihren sechzig Jahren noch immer aus wie mit zwanzig – das ist der einzige Unterschied zwischen uns beiden. Ich scheue mich aber nicht, ein Foto aus meinen ersten Jahren mit auf die Bühne zu bringen – im Gegenteil, ich werde es deutlich und groß hinter meinem Lesepult platzieren. Die Zuhörer werden den früheren Fermer rasch in mir erkennen, und ich werde beweisen, dass ich noch immer der alte bin, indem ich weiter und weiter auf Tourneewanderschaft gehe und Fermers Wanderungen unbeirrt fortsetze.