Einige kirchliche Feste sind seit der frühsten Kindheit mit ganz bestimmten Texten, Liedern oder Gesängen verbunden. In meinem Fall ist das (anlässlich des heutigen Fests Fronleichnam) der Text des Tantum ergo sacramentum von Thomas von Aquin. In Erinnerung habe ich ihn in einer Begleitung durch gregorianischen Gesang, also in einer einstimmigen, sehr schlichten Fassung, die den Text gut hör- und nachvollziehbar deklamiert.
An den leicht mystisch wirkenden Worten haben sich aber auch große Komponisten (wie Haydn, Mozart, Schubert oder Bruckner) versucht. Das Seltsame ist nur: keine dieser Vertonungen erreicht (in meinen Ohren) die Eindringlichkeit des gregorianischen „Originals“. Das Tantum ergo ist ein Andachtstext, der zu seiner Entfaltung einen Innenraum benötigt. Er soll weder in die Höhe noch in irgendeine andere Richtung „strahlen“, sondern im Sprecher/Sänger verbleiben. Übertreibt man als Komponist den Zauber, ertränkt die Betriebsamkeit von Chor und Instrumenten den Text.
Deshalb: lieber zurück zu den Anfängen des dreizehnten Jahrhunderts, lauschen, murmeln … – das ist schon alles und vollkommen „genug“ …