Seit einiger Zeit wimmelt es in meinem Bekanntenkreis von Lebensgefährtinnen oder Lebensgefährten, ich komme gar nicht mehr hinterher. War X eben noch die Freundin von Y, so ist sie plötzlich die Lebensgefährtin, obwohl die beiden gar nicht zusammenwohnen. Frage: Muss man zusammenwohnen, damit man als Lebensgefährtin oder Lebensgefährte gilt? Oder wird man so etwas erst nach einiger Zeit des Zusammenwohnens?
Wie aber ist es um die Lebensgefährtin bestellt, wenn sie nicht bei einem wohnt, sondern ganz woanders? Ist sie dann eine „Lebensgefährtin mit getrenntem Wohnsitz“ (LmgW)?
Weiter: Kann man mehrere Lebensgefährtinnen/Lebensgefährten haben? Eine bevorzugte, mehrere nicht ganz so bevorzugte? Könnte es also Lebensgefährtinnen/Lebensgefährten mit bestimmten Zuordnungen geben, etwa der Art: „Ich verreise nach Casablanca nur mit Wolfgang, nicht aber mit Wotan.“
Und was ist mit der/dem Geliebten? Warum gibt es diesen altmodischen Begriff kaum noch, ja, warum sagt niemand: „Das ist Elsa, meine Geliebte“ – worauf Elsa hinzufügt: „Das ist Karldietrich, mein Geliebter“? Ich vermute, Geliebte leben nicht dauernd zusammen, sondern erleben die Liebe in sogenannten Liebesfreiräumen (der Begriff ist von mir und nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung …). „Geliebte/Geliebter“ haben als Begriffe etwas vom Abenteuer des Eros, während „die Lebensgefährtin“/“der Lebensgefährte“ begrifflich eher für etwas Anhaltendes, Gediegenes stehen. Richtig?
Neulich geriet ich vollends durcheinander. Mein Freund Norbert stellte mir eine Frau seines Alters vor und sagte: „Das ist Wilma, meine Ex. Sie ist jetzt die Lebensgefährtin von Paul, der sich gerade von Nora getrennt hat. Nora ist jetzt übrigens meine Freundin, wir verstehen uns prächtig, wollen es aber dabei belassen …“
Für Aufklärung wäre ich dankbar. Wie immer unter: ortheil.hannsjosef@gmail.com