Rückblick 2

Meist weiß ich frühmorgens noch nicht, worüber ich in meinem Blog schreiben soll. Ich warte einfach darauf, dass etwas (oft Minimales) „geschieht“, und bleibe aufmerksam – worauf sich irgendwann meist ein Detail zeigt, das „mich anspringt“.

Häufig ist es ein optischer Reiz (Blüten, Bäume, Tiere in meinen Gärten, die Gärten spielen eine herausragende Rolle), manchmal auch ein akustischer (klassische Musik/ Jazz … – fast immer solistisch und fast immer: Klavier …).

Dann entstehen kurze „Momentaufnahmen“, aber keine weit ausholenden „Rezensionen“ oder „Kritiken“. Ich schreibe „andeutungsweise“ und skizziere kurz, was mich überrascht und begeistert („Begeisterung“/„Enthusiasmos“ ist wichtig, für „Verrisse“ etc. ist die Lebenszeit zu schade …).

Auf die großen christlichen Feier- und Festtage gehe ich ausführlicher ein, nicht um meinen Glauben zu zelebrieren, sondern um nach den Bedeutungen dieser Tage zu fragen (ihr Bedeutungsverlust in der Öffentlichkeit ist eklatant). Ich predige also nicht, sondern lese Passagen des Neuen Testaments konzentriert und wie ein moderner Interpret, der sich aus heutiger Sicht klar zu machen versucht, was einmal geschehen und was „der tiefere Sinn“ dieses Geschehens sein könnte.

Lektüren (vor allem neuer Bücher) spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle, manchmal streue ich längere Listen aktueller Titel ein, um den Stand dieser Lektüren festzuhalten (und in Kurzform Empfehlungen auszusprechen). Über Filme/Bilder/Fotografie/ Ausstellungen könnte ich häufiger schreiben (und will das auch tun), gute Theateraufführungen dagegen entgehen mir regelmäßig (da steckt etwas dahinter, genau weiß ich es nicht).

Auch Sport interessiert mich (meist aber nur Tennis und Fußball), während ich „die Politik“ mit Ausnahme meines weiblichen „Lieblingsobjekts“ Julia Klöckner (deren Auftritte und Interviews  ich gerne einem ironischen/selbstironischen Spiel unterziehe) aus Prinzip sehr vernachlässige.

Neben alldem gibt es schließlich die „Serien“, die in meinen Augen „starke Lebensthemen“ verfolgen (Dinge des Lebens/Speisen des Lebens/Wohnen des Lebens etc.) und damit an die Lebensfragen der Meister der Selbstbefragung seit der Antike (Günter Butzer: Soliloquium. Theorie und Geschichte des Selbstgesprächs in der europäischen Literatur. Wilhelm Fink 2008) anschließen.

Die kurioseste dieser Serien ist „Fermers Wanderungen“. Sie besteht aus fotografischen Bildmotiven meiner Spaziergänge und Wanderungen, die ich (im jugendlichen Geist) meiner ersten Romanhauptfigur (Fermer) eher zufällig unternehme. Der Roman (mit diesem Titel) ist vor bald vierzig Jahren (1979) als mein Debütroman erschienen – und noch immer wirken Spuren dieses jungen Deserteurs lebhaft in mir nach (ich werde das Kind/den Heranwachsenden/den jungen Mann, der ich war, einfach nicht los, zumindest Bruchstücke dieser Lebensalter hängen mir nach, aus biografischen Gründen …).

Der Blog ist – alles in allem – eine Fortsetzung der Motive und Themen meines Buchs Was ich liebe und was nicht. Statt aus längeren Essays (wie sie dort vorhanden sind) besteht er aus dichten „Meditationen“, die meine Leserinnen und Leser auf eine kurze Gedankenreise/Gedankenbewegung mitnehmen sollen. Im idealen Fall entsteht daraus ein neuer Text: der Text der Leserin/des Lesers (nach Motiven von O) …