Hildesheimer Sommersemester 2018

Ich habe „die Lehre“ dieses Sommersemesters (an der Universität Hildesheim) nun beendet und sechs Masterstudierende des Studiengangs Literarisches Schreiben und Lektorieren monatelang beratend begleitet. Ihre Romanprojekte haben sich gut entwickelt, und einige stehen bereits vor dem Abschluss.

Wie fast immer beende ich die Lehrzeit eines Semesters mit einem rituellen Gang. Ich pilgere zur alten mythischen Ursprungszelle dieser Stadt, dem Mariendom. Hier treffe ich auf die großen Bronzetüren, die Bischof Bernward bereits um 1000 nach Christus auf Grund von römischen Reliefvorbildern anfertigen ließ. Und hier ziehe ich mich in den alten Kreuzgang mit dem angeblich tausendjährigen Rosenstock zurück, der auch nach der Zerstörung des Doms durch Bombenangriffe wieder zu blühen begann.

Hildesheims Psychogenese ist eng mit der Rose, dem Rosenstock, dem Dom und Bischof Bernward verbunden. Schon die ältesten Sagen der Stadt erzählen von Marienfiguren und Marienerscheinungen, die inmitten einer flachen Flusslandschaft und wildem Jagdterrain spirituelle Räume markierten.

Ich lasse mir viel Zeit, um in Dom, Kreuzgang und auf dem weiten Domplatz zur Ruhe zu kommen. So ziehen die Bilder des Semesters noch einmal an meinem „inneren Auge“ vorüber.

Dann ist es genug, und ich packe alles zusammen und breche auf aus der „Lehrzeit“, um mich auf das nächste Semester vorzubereiten. (Über Hildesheim, die Psychogenese der Stadt und „das späte Wunder“ einer Hildesheimer Literatenschule kann man nachlesen, in: Hanns-Josef Ortheil und Paul Klambauer (Hrsg.): 1200 Jahre literarisches Hildesheim. Zu Klampen 2015, S. 9-33 und S. 285-308)