Die Bleistiftspitzmaschine von Staedtler besitze ich seit vielen Jahrzehnten. Als ich sie geschenkt bekam, war sie eine echte Sensation (und das ist sie in meinen Augen heute noch immer). Schon ihr Bürodunkelrot nahm mich für sie ein, denn ein solches Rot hatte ich noch nie gesehen. Es wirkte wie die Farbe einer nicht zu vornehmen, aber durchaus standesbewussten Prälatenmontur. Den Stift muss man vorsichtig in das Spitzloch einführen und die kleine Handkurbel danach langsam drehen. Dann rieseln kleine Späne oder Locken in den Auffangbehälter und türmen sich mit der Zeit zu einer surrealistischen Kleinplastik im Stil von Max Ernst. Die beigefügte Tischklemme mag ich nicht, sie ist einem meiner wichtigsten Arbeitsgeräte einfach nicht angemessen. Meine Bleistiftspitzmaschine soll stolz und frei stehen. Jedes Mal, wenn ich sie benutze, spitzt sie ganze Rudel von Stiften, die ich dann mit dem Kopf nach unten in einen Stifteköcher stecke, wo sie ihre perfekt gespitzten Minen zeigen, jederzeit griffbereit.
(Will man sich noch mehr in das Thema vertiefen, gibt es dafür eine erweiternde Lektüre: David Rees: Die Kunst, einen Bleistift zu spitzen. Aus dem Amerikanischen von Uta Goridis und Egbert Hörmann. Metrolit 2014)