Heute beginnt die neue Bundesliga-Saison, doch sie interessiert mich nicht. Ich werde mir keine Bundesliga-Spiele mehr anschauen, nein, ich werde mir vorerst überhaupt keinen Fußball mehr antun, an dem Erstliga-Profis beteiligt sind. Also auch keine Champions- oder Europa League-Spiele, ganz zu schweigen von Länderspielen.
Grund für diese Abstinenz ist meine Enttäuschung über das Ausscheiden der Nationalmannschaft während der letzten WM. Natürlich ist es keine Schande, wenn ein Weltmeister in der Vorrunde ausscheidet. Ist möglich, kann sein. Aber nicht in der Art, wie dieses Ausscheiden von unseren Spielern vorsätzlich betrieben wurde. Es waren tief enttäuschende, jämmerliche, geradezu lachhafte und vollkommen unwürdige Auftritte von Ehemaligen, die sich wieder in Azubis verwandelt hatten.
Seither kann ich das Grinsen von Thomas Müller nicht mehr sehen. Und auch nicht die selbstzufriedene Miene von Manuel Neuer. Dass Toni Kroos und Sami Kedira in den nächsten Spielen (als wäre nichts passiert) wieder übers Spielfeld geistern, halte ich für einen Skandal. Und dass Jogi Löw, Oliver Bierhoff und Reinhard Grindel nach Wochen armseligen Schweigens als Trauertrio mit schwarzer Krawatte um Unterstützung bitten, ist der Gipfel. Längst hätten sie alle Drei abtreten und genau das übernehmen müssen, was man von jedem verlangt, der sich zum kläglichen Hampelmann gemacht hat: „Verantwortung“.
Die Auftritte all dieser Gestalten haben auf mein Bild vom Profifußball abgefärbt. Dass die Medien jetzt so tun, als gäben es nichts Spannenderes als das ewige Revival von Bundesligaspielen (egal, was vor einigen Wochen passiert ist), ist unglaublich genug. Alles vergessen, alles vorbei! Was nur noch zählt, ist die laufende, hochgejuxte Berichterstattung, womöglich noch kommentiert von der allgegenwärtigen Wichtigtuerin Dunja Hayali im Aktuellen Sportstudio.
Ich mache da nicht mehr mit. Höchstens die Spiele des FC in der Zweiten Liga verfolge ich. Das muss sein, sonst fehlt etwas schmerzhaft. Fußball, der sich im Abseits von Weitermachern mit Werbeverträgen abspielt, werde ich ebenfalls sehen, als Groundhopper, der wie ein zerzauster Nomade von Fußballplatz zu Fußballplatz zieht. Meine nächste Partie im alten Stadion am Zoo: Wuppertaler SV – SV Straelen (4. Liga).