Große Ferien 28 – Coda 2

Wie fährt man (nach langem Aufenthalt in fernen Gefilden) „zurück“? Fährt man beim „Zurückfahren“ heim? Fährt man „nach Hause“? Und wie macht man das nun genau? Am Stück? In zig Stunden, mit kurzen Pausen? Oder in kleinen Etappen?

Ich fahre nicht heim. Ich fahre höchstens Richtung Zuhause. Während ich fahre, mache ich Halt, immer wieder, geleitet vom Zufall. Ein Ortsname, ein Flüsschen oder ein Stand mit frischen Pfifferlingen am Wegrand. Frische Pfifferlinge! In den fernen Gefilden gab es die nicht, beinahe hätte ich schon vergessen, dass es überhaupt welche gibt. Jetzt aber gibt es sie wieder, sogar gebraten, mit ihnen ist der Herbst plötzlich da. Und Radieschen! Ich mag doch Radieschen so sehr, jetzt esse ich gleich ein ganzes Rudel.

Mit jedem gefahrenen Kilometer melden sich die früher vertrauten Farben, Gerüche und Worte – wie neu! Das ist die schöne Seite der „Rückfahrt“. Ich dehne sie hinaus, so lange wie möglich. Übernachtungen, wenn eine Verlockung zu stark wird. Den Verlockungen unbedingt folgen. Noch mehr Pfifferlinge, dazu etwas Reh oder Hirsch – und frischen Kürbis.

Gesprochen wird um mich herum jetzt sehr langsam. Satz für Satz. Stopp. Noch eine Pause gefällig? Oder ein Seufzer? Vor Tagen redete man mit mir noch ununterbrochen. Im Radio eine Sendung über Beethovens Siebente. Ach, die vielen Synkopen. Soll ich das hören? Soll ich jetzt wieder Beethoven folgen? Die Sender der fernen Gefilde erreichen mich nicht mehr.

Ich fahre und fahre, manchmal drehe ich mich sogar im Kreis. Ich umrunde, umkreise ein Fundstück. Was liegt in der Nähe? Woraus besteht hier die Erde? Wer singt dort im Versteck?

Ich bin auf den weiten Wegen nach einem Zuhause, für den Herbst, zunächst mal nur dafür.