Das Hörbuch

In diesen Tagen sitze ich viele Stunden in einem schalldichten Studio. Es ist dunkel, schwere Vorhänge vor den Fenstern, ein kreisrunder Tisch mit einer Lampe, etwas Wasser – und das Leseexemplar meines Romans „Die Mittelmeerreise“, der in wenigen Wochen erscheint. Das Mikrofon ist kaum zwanzig Zentimeter von meinem Mund entfernt, der Abstand darf sich nicht verändern, wie ich überhaupt darauf achten muss, mich nicht zu stark zu bewegen. Ich lese den Text des Romans für ein Hörbuch ein, im Nebenraum sitzt eine Regisseurin, der kein Versprecher oder Aussetzer entgeht.

Die Dunkelheit, die Isolation, die stundenlange Versenkung in den Text haben etwas Magisches. Die Welt draußen ist gelöscht, und vor meinem inneren Auge erscheinen die Figuren des Textes, sprechen, debattieren, bewegen sich auf einem Frachtschiff, betreten den Boden Griechenlands. Ich höre meine Stimme – es ist die Schiffe des Sechzehnjährigen, der ich einmal war. „Komm näher“, flüstert sie, „begleite uns, reihe Dich ein …“