Begrüßung zum Volksfest

Grüß Gott, liebe japanische Freundinnen und Freunde, bevor wir uns in das Treiben des großen Volksfestes stürzen, einige knappe Erläuterungen. Wir stehen vor einem Outlet-Stand des herbstlichen Karnevals, der Ende September beginnt. Er folgt auf den sogenannten Viehabtrieb, also den Abgang der großen Kuhherden von den hoch gelegenen Almen. Sennerinnen und Senner führen die gut genährten Tiere in die Täler und zeigen sich stolz in ihren Trachten: Dem Dirndl und der Lederhose, vererbt aus den alten Tagen, als wir noch Waldbauernmädels und Waldbauernbuben waren. Da es für unsere Sennerinnen und Senner das halbe Jahr nix Gutes und nix Reichliches zu essen und zu trinken gab, legen sie nun los. Und essen und trinken einige Wochen lang ununterbrochen. Dazu begeben sie sich in sogenannte Festzelte, aus denen jedes Entkommen unmöglich ist. Sie sitzen und schwitzen und kippen ein Maß nach der andern. Wer sich zu ihnen gesellt, wird vereinnahmt, liebe japanische Freundinnen und Freunde, die Zelte machen alle Besucher almhüttengleich – bis die Köpfe und Hirne endgültig vollkommen leer sind. Entleeren Sie sich also und vergessen Sie alles Davor und Danach. Sie werden Momente der Abwesenheit erleben, die sie sich nicht einmal im Traum vorzustellen wagten. Die Einheimischen nennen sie „Gaudi“.