Jeden Morgen von 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr mustern Webcams in der Nähe von hoch gelegenen Bergstationen der Alpen die nähere Umgebung (im Alpenpanorama von 3sat), als forschten sie mit unendlicher Geduld nach dem Umschwung der Jahreszeiten. Selbst in Höhen von zweitausend Metern sind momentan aber keinerlei Spuren von Schnee zu erkennen. Die oft ockerkahlen Flächen lagern im Sonnenlicht, schmale, hell aufschimmernde Wege schlängeln sich über die Plateaus und verschwinden in der Ferne zwischen steilen Felsen.
Kein Mensch ist zu sehen, der Winterbetrieb der Bergbahnen beginnt erst Anfang Dezember. Die Wettermeldungen verheißen für die nächsten Tage Temperaturen weit über zehn Grad. Gerade deshalb erwecken aber all diese Bilder den starken Eindruck einer Wintererwartung. Früher hatte sich die kalte Jahreszeit längst angedeutet oder gar breitgemacht, so dass man schon mit Mützen und in dicker Vermummung durch die abendliche Dunkelheit eilte, auf Pfaden ins warme Haus.
Damals begann der Winter Anfang November, nachdem er den Herbst und das Laub abgeschüttelt hatte. Unsere Bewegungen draußen, unsere Kleidung und vor allem unsere Ernährung, änderten sich. Wir zündeten Kerzen an oder machten kleine Feuer im Freien. Eine ganz andere, sehr eigene Zeit fing an: andere Lektüren, andere Musik, andere Tiere in unserer Nähe.
Morgen berichte ich von einem Autor, der sich in solchen Monaten am wohlsten fühlte.