Mein Freund Jonathan studiert an der Düsseldorfer Kunstakademie. Ihn hat die große Ausstellung über den Flaneur begeistert, die bis zum 13. Januar 2019 noch im Kunstmuseum Bonn zu sehen ist.
Die Großstadtgestalt des Flaneurs, die im Paris des neunzehnten Jahrhunderts entstand und von den Dichtern gefeiert wurde, erscheint dort nämlich nicht als eine historische Gestalt, sondern wird bis in die Gegenwart (auch anhand eines vorzüglichen Katalogs) verfolgt. Sie ist also noch sehr lebendig, indem sie Stadtzonen ohne Ziel, vagabundierend, mit scharfen Sinnen durchwandert. Am sozialen Leben bleibt sie unbeteiligt, vielmehr schreibt sie einen geheimen Diskurs: eine Folge von Notizen, Blicken, Fotografien, die sich zu einem inneren Film verdichten.
Jonathan schenkt seiner Freundin eine Eintrittskarte zu dieser Ausstellung und legt ein Buch des Schriftstellers Ortheil dazu: Paris, links der Seine. In ihm ist ein gegenwärtiger Flaneur im alten Herz von Paris, dem fünften und sechsten Arrondissement, unterwegs. Er rekonstruiert die großen Szenen von früher und blendet über auf die Räume und Terrains von heute: Was ist geblieben? Was hat sich wie verwandelt? Was ist neu und „hinzugekommen“? Und wo befinden wir uns jetzt?