Die Dinge des Lebens 6

Olinka Vištica und Dražen Grubišic waren mehrere Jahre ein Paar. Dann zerbrach die Liebesbeziehung allmählich, und die beiden standen vor der Trennung. Viele gemeinsam erworbene Gegenstände hatten sich in ihrem Haushalt angesammelt – über jeden einzelnen musste gesprochen werden: Wer nimmt/bekommt ihn, wer meldet einen Anspruch, wer gibt im Streitfall nach?

Nach einigem Hin und Her spürten die beiden, dass mancher geliebte und vertraute Gegenstand als Opfer der Trennung für immer zu verschwinden drohte. Und so kamen sie nach manchen Überlegungen auf die imponierende und gute Idee, besonders geliebte Gegenstände in einen Aufbewahrungs- und Ausstellungsraum zu verlagern, wo sie für beide (und schließlich auch für die Öffentlichkeit) zugänglich blieben.

So entstand das Museum der zerbrochenen Beziehungen in Zagreb, dessen Ausstellungen mit der Zeit auch durch viele Gegenstände und Erinnerungsstücke anderer getrennter Paare bestückt wurden: durch einen Geldschein, einen Stöckelschuh, einen kleinen Zettel, einen Fallschirm, einen Pulli, einen alten Spielzeugsoldaten…

Jedes Teil enthält eine Geschichte in konzentrierter Form. Nähme das dazu gehörende Paar ihn wieder in die Hand, würde man zwei Versionen einer Erzählung zu hören bekommen. Die der Liebesanbahnung, die der Liebestrennung. Nachzulesen in: Olinka Vištica/Dražen Grubišic: Das Museum der zerbrochenen Beziehungen. Was von der Liebe übrig bleibt – Geschichten und Bilder. Aus dem Englischen von Marcus Gärtner. Rowohlt 2018.