Weihnachtszeiten

Guten Tag, da bin ich wieder. Das neue Jahr hat begonnen, aber viele meiner Freunde stecken noch tief im alten. Kurz vor Weihnachten sind sie mit höchster Beschleunigung gefahren und haben eine letzte Erledigung nach der anderen geschultert. Heilig Abend, 18 Uhr, wurden die Bremsen gezogen. Und dann geriet alles ins Trudeln.

Die Zeit zwischen den Jahren schlurfte für die meisten nur so dahin, das neue Jahr sollte eine Wende bringen, führte aber nur zu weiteren Lähmungserscheinungen. Manche begannen aus Verlegenheit einfach wieder mit der harten Arbeit, genau und dasselbe wie früher. Andere warteten noch bis zum Dreikönigstag. Nur die ganze freien (wie etwa italienische Hotel- und Restaurantbesitzer im Süden Europas) leisten sich richtige Ferien und schließen ihre Häuser mindestens bis zum Fest Mariä Lichtmess (02. Februar).

Mit anderen Worten: Viele meiner Freunde leben in einem unangenehmen Zeitstau, wie es ihn auf so peinliche Weise nur einmal im Jahr gibt. Das Alte ist noch nicht richtig vorüber, das Neue hat noch nicht richtig begonnen. Immer noch wird „ein gutes Neues!“ gewünscht, und Neujahrsfeiern ziehen sich in den Betrieben noch bis zu den Karnevalstagen hin, wenn endlich wieder richtig was los ist.

Was kann da helfen? Schreiben, notieren, die Zeit anhalten – wie immer die beste Lösung. Und was? Die kleinen Vorhaben fürs neue Jahr! Nix Gewaltiges, keine „Ich will mein Leben ändern“-Sprüche, sondern überschaubare, zu bewältigende Projekte, die einfach nur Freude machen und nicht auf Selbstkasteiung hinauslaufen.

Habe ich auch welche? Na klar. Zum Beispiel?! Zum Beispiel ab heute wieder jeden Tag eine geschlagene Stunde Klavier spielen. In langsamem, verfolgbarem Tempo. Einfachste Stücke. Möglichst fehlerfrei. Hellwach, mit offenen Ohren. Am besten morgens, sehr früh. Oder auch tief in der Nacht. Will ich das ernsthaft verfolgen, muss ich es protokollieren, in einem Übungsheft, Tag für Tag. Macht auch Freude, man muss es nur tun. Ein schönes Heft kaufen, gute Stifte, jeden Tag einen Eintrag. Sich an so etwas zu halten ist ein Festhalten, darauf läuft es hinaus – und auf nix anderes.

Danach könnte ich etwas Erfrischendes trinken. Wie zum Beispiel ein gut gekühltes und gefülltes Glas Bellini (siehe Foto). Ausgepresste weiße Weinbergpfirsiche mit Prosecco (am besten von Cipriani). Trinkt Cecilia Bartoli mehrmals täglich. Meist mit guten Freunden, die den Zeitstau bereits überwunden haben.