Eine Leserin dieses Blogs antwortete mir gestern, dass sie zwar nicht jeden Tag Klavier spiele, wohl aber singe. Sie beginne damit schon gleich nach dem Aufstehen, im Bad, unbewusst, einfach nur so. Oft wisse sie hinterher gar nicht mehr, was sie da gesungen habe, bekomme es aber später meist doch noch heraus.
Auch beim Frühstückmachen singe sie, natürlich nicht laut, sondern verhalten, ruhig vor sich hin. Auf dem Weg zur Arbeit jedoch singe sie nicht, sondern summe – und zwar oft Lieder, die sie gerade noch im Radio gehört habe.
Überhaupt singe sie nichts Altes, von weither Erinnertes, sondern Frisches, Stücke des Tages, aktuelle Sachen, die sie von überallher aufgable.
Sie singe und summe alles durcheinander. Volkslieder, Chansons, Schlager. Und alles solo. Manchmal flüstere sie auch nur. Wie im Selbstgespräch.
Singen, Summen und Flüstern sei eine Entdeckung von Stimmen tief in einem drin. Es sei fantastisch. Sie fühle sich oft wie ein multipler Sender, der Lieder aufnimmt, wiedergibt und umschreibt.
Die Leserin empfiehlt, dass ich es zumindest probeweise auch mal versuche: Den ganzen Tag im KlangStrom, mit laufend anderer, neuer Musik!
Dann gesteht sie, dass ich sie auf den Gedanken gebracht habe, täglich Aufzeichnungen über die gesungenen, gesummten oder geflüsterten Gesänge zu machen. Knapp, in Notatform. Das Ganze werde sie als ihr ganz persönliches Tagebuch betrachten, experimentell, aktuell und eben „anders“ – denn mit den üblichen Tagebüchern „habe sie es nicht so“.
Bald werde ich eine Textprobe erhalten, unter der Voraussetzung, dass ich ebenfalls eine Textprobe meines eigenen Singens, Summens und Flüsterns schicke.
Ich bin einverstanden. Okay, liebe Leserin, ich mache mit.