So könnte es gehen – Eine Tagtraumfantasie

(Heute auch als Kolumne im „Kölner Stadt-Anzeiger“, S.4)

Wenn Leo frühmorgens erwacht, braucht er nur zu husten und schon läuft seine Lieblingsmusik. Penny Lane ist dann in der ganzen Wohnung zu hören, und prompt springt im Bad das Licht an und die Wassertemperatur wird dort auf lauwarm geschaltet. Die elektrische Zahnbürste kreist bereits vor sich hin, und die Zahnpasta wird eingespeist, vorher minimal angerührt, damit sie sich geschmeidig zwischen den Zähnen verteilt.

Im Ankleideraum neben dem Schlafzimmer springen die Fenster kurz auf, die Luft von draußen wird eingefiltert und, mit Tannenduft versetzt, in kleinen Dosen über die bereitliegende Unterwäsche gehaucht. Leo streift sie über und switcht in die Küche, wo der Espresso (doppio, macchiato) schon bereitsteht und der Toaster gerade zwei Scheiben irischen Vollkorntoast heraushüpfen lässt. Der Marmeladenklecks ist bereits eingetoastet und quillt farbig auf, wenn man ihn mit etwas Leitlicht verwöhnt. Mmm, ist das lecker.

Penny Lane ist längst gelaufen, die weiteren Morgenstartphasen begleitet Lautenmusik der Elisabethanischen Ära, schön abgehangen und trocken. Sie befreit das Hirn von Illusionen und bringt etwas Konstantes ein, während Leo sich mit den weiteren Säuberungsaktionen traktiert und in der Mikrowelle eine gebutterte Scheibe Graubrot tief durchatmet. Das auf ihr verteilte Rührei flockt käsig auf und erhält zur Strafe einen Überzug von geriebenem Gruyère.

Das wird rasch noch gegessen, der Magen meldet „fast perfekte Kohlenhydratakzeptanz“ (95%), jetzt rasch noch das Glas mit dem bunten Früchtesmoothie (Kiwi/Banane) geleert, der jedes Mal hundert Punkte einspielt. Als Leo die Wohnung verlässt, hat der Laptop längst das Tagesprogramm gestartet und hält alle Dokumente in drei Sprachen bereit. Kurz bevor die Wohnungstür schließt, jagt das Smarthome-System seinem Liebling noch den Anfang von Tschaikowskys erstem Klavierkonzert in b–Moll hinterher: Auf, Junge!, nun mach, bevor die Trompeten Deine Sneaker zerlegen und das Klavier Dir endgültig davongeeilt ist!