Seit nun schon einiger Zeit erhalte ich immer wieder Mails, in denen die Formel (oder Floskel) Ich hoffe, es geht Ihnen gut! am Anfang oder Ende des Textes auftaucht. Jedes Mal erschrecke ich dann ein wenig. Vermutet der Mailschreiber, dass es mir schlecht geht? Sah ich bei unserer letzten Begegnung ungesund aus? Oder will er gar sagen, er hoffe, es möge mir endlich wieder gut gehen? Weil ihm irgendein finsterer Dritter fälschlich zugeflüstert hat, dass ich schlimme Wochen durchgestanden habe? Lass es Dir weiter gut gehen! – wäre das nicht munterer, lockerer und positiver? Oder wie wäre es (etwas steifer) mit: Möge es Ihnen auch weiterhin gut gehen!
Irritierend an der obigen Formel ist vor allem das vorangestellte Ich hoffe … – denn mit dem Hoffen beginnt man häufig in Momenten einer Angst, Furcht oder Bedrängung. Man will etwas Unangenehmes oder Arges nicht wahrhaben – und beginnt dann eben zu hoffen, es möge sich anders verhalten. Wer so hofft, ist auf alles gefasst, sogar darauf, dass Hoffen nicht weiterhilft. Jedenfalls signalisiert es die Vermutung eines möglicherweise kritischen Zustands – und genau das sollte man mir gegenüber doch keineswegs signalisieren.
Und, bittschön: Was soll ich antworten? Dass es mir gut oder saugut geht? Muss ich das wirklich eigens betonen? Oder sollte ich meinem Gegenüber einen Schrecken einjagen? Anscheinend hast Du es geahnt: Es geht mir sauschlecht. Dritte Möglichkeit: Ich übertreibe maßlos und deute an, wie verfehlt mir die Hoffnungen meines Mailpartners erscheinen: Es geht mir blendend wie lange nicht mehr! Du kannst aufhören zu hoffen!