Während der Woche kaufe ich ein, was man zum Essen und Trinken so braucht: Viel Obst und Gemüse, gutes Brot, Butter, Käse, Kaffee, Tee und Wein – das Notwendigste.
Der Festtag des Einkaufs ist dagegen der Samstagvormittag. Ich kenne in ganz Deutschland keine schöneren Zonen für diese Freuden als das alte Zentrum von Stuttgart. Mehrere ganz unterschiedliche Märkte treffen hier dicht aufeinander: Auf dem Schillerplatz kreisen die Blumen-, die Gemüse- und Obststände. Gegenüber dem Alten Schloss schließt sich die Markthalle mit Angeboten aus der Ferne und Fremde an – und auf dem Marktplatz gegenüber dem Rathaus verkaufen die Händler aus der regionalen Umgebung (wie etwa dem schönen Remstal) ihre Waren.
Paradiesische, einzigartige Aromen und Atmosphären! Man sollte sehr früh unterwegs sein, wenn die größten Teile der Menschheit ringsum noch schlafen oder sich gerade erst aus den Betten schälen. Und man sollte viel Zeit haben, möglichst bis zum Mittag, also mehrere Stunden!
Ich weiß nie, was ich einkaufen werde. Es gibt keine Einkaufszettel und auch sonst keine langen Vorüberlegungen. Ich durchstreife die drei bunten Zonen, schaue, lasse mich locken und spreche mit den Verkäufern: Heute gibt es in der Fischhalle frische, bereits ausgenommene Calamaretti, und mein Lieblingsitaliener bietet selbstgemachte Tagliatelle und gefüllte Ravioli an. Dazu sollte ich Pilze einkaufen und sie später im Ofen grillen. Welche Sorten sind denn im Angebot?
Der iranische Verkäufer in der Markthalle lässt mich eine sehr würzige Wurst probieren, die man in der Türkei in kleinen Scheiben, erwärmt und überzogen von zerlaufenem Schafkäse und einem Ei, zum zweiten Frühstück (!) serviert. Am großen Wurst-und Käsestand gibt es heute besonders guten Rosmarinschinken, auch den darf ich probieren, dazu Schnittlauchkäse und Olivenbrot…
Kinder!! Ich kaufe nur sehr kleine Portionen, die ich am späten Mittag in meiner Küche als duftendes Wunderreich aufbaue. Die große Welt der kleinen Speisen – sollte ich nicht einmal ein Buch mit genau diesem Titel schreiben??
Am Ende meines Einkaufs trinke ich (wie fast immer am Ende meiner Flaniergänge) ein Glas Sekt oder Wein oder auch beides, an verschiedenen Orten, hintereinander. Diesmal gibt es Winzersekt aus Baden, belebt durch einen winzigen Schuss Granatapfellikör! Und sehr leichten Sauvignon aus Apulien, begleitet von kleinen Stücken altem Parmigiano.
Gegen 15 Uhr feiere ich in meinem Zuhause die Orgie des Samstags. Meine Freundinnen und Freunde treffen dann bei mir ein, und wir kosten die weite Welt, bis es dunkelt.