Was mir die Leserinnen und Leser schreiben

Manchmal denke ich über das Blogschreiben nach: Warum mache ich das alles? Warum schreibe ich fast täglich einen Text, den ich nicht nur für mich, sondern vor allem für mögliche Leserinnen und Leser schreibe? Was steckt dahinter – außer sehr sehr viel Arbeit (die man sich wahrscheinlich kaum vorstellen kann…)?

Solche Fragen dehne ich ab und zu auf die vielen Texte aus, die ich als Reaktionen auf meinen Blog erhalte. Ich unterscheide zunächst einmal recht oberflächlich folgende Verhaltensformen:

  • Die Leserin/den Leser, die mir täglich (meist über frei gewählte Themen) schreiben, auch wenn sie inzwischen längst wissen, dass ich auf ihre täglichen Reaktionen (aus Zeitgründen) nicht antworten kann.
  • Die Leserin/den Leser, die (etwa) wöchentlich einmal schreiben und vor allem auf Blogeinträge reagieren, die in irgendeiner Verbindung zu ihrem Leben stehen.
  • Die Leserin/den Leser, die mir immer wieder eigene literarische Texte schicken, die auf die Dauer eine Fortsetzungsgeschichte ergeben (ohne dass ich sie als solche, ebenfalls aus Zeitgründen nicht, richtig wahrnehmen und lesen könnte).
  • Die Leserin/den Leser, die sich in regelmäßigen Abständen melden und mich zu unterschiedlichen Unternehmungen einladen: einem Kaffee, einem Glas Wein, einer gemeinsamen Mahlzeit, einem Geburtstag, einem Gang durch eine Ausstellung/ein Museum, dem Besuch eines Konzerts, einem längeren Aufenthalt in XYZ.
  • Die Leserin/den Leser, die intensiv Sport treiben und mir Programme für eine mögliche sportliche Betätigung zuschicken, mit detailliertem Trainingsprogramm und Angaben über die Orte und Räume, wo ich mich diesem Programm auf besonders ideale Weise unterziehen könnte.
  • Die Leserin/den Leser, die sich in meinen Büchern wie mitspielende Romanfiguren bewegen und davon erzählen, wie sie dort beschriebene Erlebnisse auf ihre Weise geteilt haben.
  • Die Leserin/den Leser, die durch ein Detail eines Blogeintrags überrascht und derart von ihm angezogen werden, dass sie das Phänomen einer psychischen Übertragung repräsentieren.
  • Die Leserin/den Leser, die meine Bücher ausführlich „rezensieren“, mit dem Blick vor allem darauf, was mir anscheinend „entgangen“ ist oder ich selbst leider nicht wahrgenommen habe.
  • Die Leserin/den Leser, die mit mir ausschließlich „feiern“ (und keineswegs über Literatur sprechen) wollen. Und das vor allem in Italien oder Paris, als wäre ich der ideale Begleiter für die Entdeckung ausgefallener und seltener Amüsements.
  • Die Leserin/den Leser, die mir „etwas beichten“ wollen (das sie anderen Personen anscheinend nicht „beichten“), weil sie glauben, dass ich etwas vom Beichten „verstehe“.

So, liebe Leserinnen und Leser, jetzt sind Sie dran: Helfen und schreiben Sie mir, wenn Sie ahnen, was sich hinter solchen Reaktionen verbirgt. Ich bin gespannt auf Ihre Ideen, wie immer unter: ortheil.hannsjosef@gmail.com