In meinem Buch Schreiben dicht am Leben. Notieren und Skizzieren habe ich einem der großen Meister des präzisen, leuchtenden Notierens ein eigenes Kapitel (S. 69- 77) gewidmet. Ich meine den französischen Schriftsteller Francis Ponge (1899-1988), dessen Miniaturen Im Namen der Dinge eines der beeindruckendsten Bücher sind, das ich kenne.
Seit Jahrzehnten habe ich immer wieder darin gelesen, denn jede erneute Lektüre wirkt auf mich wie eine erfrischende Hinführung zu einem Schreiben, das sich um die genaue, niemals oberflächliche Erfassung und Verlebendigung jedes wahrnehmbaren Details unserer alltäglichen Umgebungen bemüht.
Wie nähert man sich „Regen“, „Brombeeren“, „Kerzen“, „Orangen“ oder „Brot“? Ponges Prosastudien wollen den Dingen so nahe wie möglich kommen und ihre besondere Schönheit und Würde bestimmen und zeichnen.
Lange war sein Meisterwerk Im Namen der Dinge (früher in der Bibliothek Suhrkamp, aus dem Französischen von Gerd Henninger) vergriffen, so dass ich mein eigenes Exemplar den Freundinnen und Freunden, die es unbedingt lesen wollten, oft ausleihen musste. Vor kurzem ist aber in der Französischen Bibliothek des Suhrkamp-Verlages eine Neuauflage erschienen. Endlich kann man dieses Buch, das man wegen seiner Nahrhaftigkeit auch besitzen sollte, wieder erwerben!
(Überhaupt ist die Französische Bibliothek , die – so der Suhrkamp-Verlag – „auf bedeutende, aber fast vergessene Werke der modernen französischen Literatur aufmerksam machen will“, eine Fundgrube ersten Ranges: Nathalie Sarrautes Kindheit, Simone Weils Fabriktagebuch, Julia Kristevas Geschichten von der Liebe…– alles Bücher, die ich in meiner Jugend mit großer Begeisterung gelesen habe…)