Ich mag keinen „Urlaub“ – das Wort wirkt steif, kalt und grob. Als sollte man zu einem Freizeit-Dienst antreten. Seine Herkunft leitet sich von dem Verb „erlauben“ her. Wer „Urlaub“ machte, dem wurde „erlaubt“, sich vom normalen Dienst und Alltag für eine bestimmte Frist zu entfernen. Abtreten, Urlaub antreten! – dieser rigide Akzent klingt in dem Substantiv nach.
Besser ergeht es mir mit den „Ferien“. Dieses Wort hat einen lateinischen Ursprung („feriae“), womit jene Ruhetage gemeint waren, an denen viele öffentliche Einrichtungen geschlossen waren. In den „Ferien“ überließ man die Menschen sich selbst. Um was zu tun? Um zur Ruhe zu kommen, zu träumen, sich zu verlieren, den Pflichtprogrammen aus dem Weg zu gehen.
Man „geht“ also „in die Ferien“ (anstatt „Urlaub zu machen“). Dafür möchte ich in loser Folge einige Sommerideen skizzieren. Sie könnten zu freien Tagen animieren, an denen man von guten Einfällen, Improvisationen sowie überraschenden Pfaden und Wegen lebt.
Was ist dabei behilflich? Natürlich inspirierende Bücher, erregende Musik, nachwirkende Bilder und Filme – allesamt Initiationen, denen wir folgen könnten. In solche „Ferien“ sollten wir uns „verabschieden“, um am Ende aus einem anderen Leben (dem „Ferienleben“) wieder aufzutauchen. Für einen gewissen Zeitraum leben wir dann in einer anderen Zeit als der üblichen, alltäglichen: Zeitenwechsel, Zeitentransformation!
Als Einstieg schlage ich die Lektüre eines schmalen Reclambandes über das Thema Was ist Zeit? vor. Der norwegische Autor und Philosoph Truls Wyller hat diesen Essay geschrieben und führt uns darin durch die verschiedensten Zeitperspektiven: denen der Uhr, der Physik oder der Philosophie, bis hin zum „menschlichen Jetzt“. Dieses Jetzt, ja, das ist es, damit haben wir in den „Ferien“ in besonderer Weise zu tun!
Und als „hätten wir sonst nichts zu tun“, hören wir zur Einstimmung auf Sabine Devieilhe und Alexandre Tharaud, die sich in Rachmaninoffs Vocalise vertiefen: