Ich habe mehrere historische Romane veröffentlicht. Ihr thematisches Zentrum ist jedes Mal die Entstehung eines bedeutenden Werkes von Literatur, Kunst oder Musik. In Faustinas Küsse habe ich die Entstehung von Goethes Römischen Elegien, in Im Licht der Lagune die von William Turners Venedig-Bildern, in Die Nacht des Don Juan die von Mozarts Don Giovanni zu ergründen versucht.
Daher sind diese Romane vor allem Studien im Erforschen von Kreativität, Erzählungen einer Psychologie des Entwerfens, Planens, Gestaltens und Machens. Im Hintergrund des Blicks auf die psychischen Verästelungen dessen, woraus das kreative Handeln besteht und was es anregt, existierten in jedem dieser Roman aber auch kaum erkennbare autobiografische Elemente, die mein Schreiben vorantrieben und inspirierten.
Historische Romane in klassischem Sinne (Erzählungen über vergangene Welten, nostalgisches oder auch gegenwartsbezogenes Abtauchen in nicht selbst erlebte Geschichten) habe ich nie geschrieben.
Auch mein Hemingway-Roman Der von den Löwen träumte ist auf den ersten Blick ein historischer Roman. Auf den zweiten, tieferen Blick erzählt er von der Entstehung zweier Prosatexte: der von Hemingways Roman Über den Fluss und in die Wälder und (noch bedeutsamer) der von seiner Erzählung Der alte Mann und das Meer. In diesen beiden Büchern verarbeitete er seine traumatischen Erfahrungen als Kriegsteilnehmer im Zweiten Weltkrieg und die damit verbundenen psychischen Störungen und Depressionen.
In meinen letzten beiden Lesungen habe ich darüber hinaus von den autobiografischen Wurzeln meines Hemingway-Romans ausführlich erzählt und diesen Aspekt einmal in den Mittelpunkt gerückt. Im Grunde ist auch das eine eigene Geschichte, ja, sogar ein Roman, den zu erzählen sich ebenfalls lohnen würde.
Seit gestern liegt Der von den Löwen träumte nun auch als Taschenbuch (bei btb) vor. Es ist eine ideale Novemberlektüre und ein starkes Buch der Hoffnung, gerade auch in diesen Zeiten…