Früher hatte ich nach Erscheinen eines neuen Buches viele Lesungen, manchmal über vierzig in einem Jahr. Das Reisen hat mir fast immer Freude gemacht, zumal es nicht nur mit den Lesungsauftritten verbunden war, sondern mich auf Wegen durch ganz Deutschland viel Neues entdecken ließ.
Meist bin ich in einer Stadt schon einen Tag vor einer Lesung angekommen, so dass ich Zeit für ein kleines Stadtprogramm eigener Wahl hatte: Eine Ausstellung, ein Konzert, eine Theateraufführung oder auch ein Abendessen (meist in Gesellschaft einer zweiten Person aus dem jeweiligen Ort). Immerhin zweieinhalb Tage war ich in einer Stadt unterwegs, und ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, in dem ich nicht überraschende Entdeckungen gemacht und sie, na klar, notiert habe.
In diesen Tagen wäre ich nun mit meinem neuen Buch In meinen Gärten und Wäldern unterwegs. Ich würde Fotos meiner Garten- und Wälderaufnahmen zeigen, meine Texte lesen und dazu passende Musik einspielen – es wäre bestimmt ein wunderbarer Abend geworden… – in (von Norden aus) Husum, Hamburg, Lübeck, Schwerin, Rostock, Bremen, Oldenburg, etcetc.
Was bleibet? – Die inzwischen stark gewachsene Sehnsucht nach Lesungen (und den Städten der Auftritte)…
Neulich habe ich sogar davon geträumt. Eine Veranstalterin führte mich in einen großen, überfüllten Saal, auf der Bühne stand ein geöffneter Flügel, und sie fragte allen Ernstes: „Spielen Sie zu Beginn Klavier oder singen Sie lieber zuerst?“