Heute vor genau 125 Jahren zeigten die Brüder Lumière in Paris zum ersten Mal ihre Filme. Noch immer sehe ich diese Bilder fasziniert und mit einigem Staunen: Die Scharen der Arbeiterinnen und Arbeiter, die eine Fabrik nach getaner Arbeit verlassen…, drei alte Herren spielen Karten…, und (besonders schön): Ein Zug (mit Dampflok) fährt in einen ländlichen Bahnhof und die hübsch gekleideten Reisenden steigen aus und ein, als wären sie Teil einer Modesession…
Die Magie dieser Szenen wirkt auf mich unverbraucht stark. Auch deshalb, weil sie mir Zeit zum Beobachten lässt. Die Kamera ist (meist) fest montiert, bewegt sich nicht und lässt ein konzentriertes Schauen auf die Details zu. So, denke ich, würde ich selbst einen Film drehen, wenn ich ein heutiger Filmregisseur wäre…- als wäre ich noch immer ein halber Lumière.
Und wieso? Wie erklärst Du Dir das? Ich brauche viel Zeit zum Sehen und möchte nicht der betriebsamen Regie von fremden Blickwinkeln ausgesetzt sein. Ich brauche keine Schwenks, keine schnellen Schnitte, keine Perspektivwechsel, sondern nur das Bild – wie ein bewegtes Gemälde. (Als ich einem Freund das einmal gestand, sagte er nur: Du hast wohl einen kleinen Dachschaden! – Ja, habe ich, er hatte recht…)