Am Mittag lag der über Nacht eingetrudelte Schneefall auf den weiten Feldern, allmählich schwächer geworden, geduckt, zusammengesunken. Noch immer wirkte er wie eine dichte Hülle, belebt von den dunklen Graphismenreihen der Maisstrünke, die ihre Notenlinien ins Weiß zogen und eine Schrift aus Ton und Wort suggerierten. Er blieb stehen und blickte am Geschlängel der Linien entlang, als wollte er auf ein Summen ringsum lauschen. Das Schneeweiß ließ den Raum wachsen, betonte die Distanzen, verstärkte die Plastik des Eindrucks – und kam ihm dadurch entgegen. Er spürte, wie die Kopfkälte nachließ und im Hirn eine fiebrige Lust entstand: weiter zu gehen, sehr weit. Dazu wünschte er sich einen knorrigen Stock, etwas zur Begleitung der Tiere, die hinter ihm herzogen. Die Krähen waren längst in den Wipfeln der Bäume untergetaucht und stiegen schwarmartig ins Helle, wenn er in die Hände klatschte, rhythmisch, um die Herde hinter sich zusammenzuhalten.
(Kurze Erläuterung: Fermer ist die männliche Hauptfigur in meinem Debütroman Fermer aus dem Jahr 1979. In Fermers Wanderungen schreibe ich diesen Roman in der Gegenwart segmentartig weiter – in der Form von kurzen Natur- und Landschaftsbeobachtungen.)