Gestern habe ich ein Buch mit Nachtgedanken von Ivo Andrić vorgestellt – heute finde ich im Netz eine Sendung von Ute Rüenauver, die im Deutschlandfunk das Schreiben in der Nacht anhand von vielen Beispielen untersucht und erläutert hat:
Wann geschrieben wird, das ist, wie ich aus Erfahrung weiß, ein häufiges Thema bei Gesprächen mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern. So erinnere ich mich gut an Unterhaltungen mit Wolfgang Hilbig, in denen er mir von seinen nächtlichen Schreibriten erzählte: Er könne nur nachts schreiben, beginne damit nach Mitternacht und setze es bis in die Morgenstunden fort. Den Vormittag über schlafe er – bis zum Mittag.
Noch weiter führt die Frage danach, was denn nachts geschrieben wird. Arbeitet man kontinuierlich an einem Werktext? Oder an Notizen? Schreibt man Mails, Briefe oder Tagebuch? Gibt es also spezifische Schreibformate der Nacht?
Besondere Formate der Nachtmusik gibt es auf jeden Fall. Seit der Romantik sind es solistische Stücke (wie etwa Nocturnes), die das nächtliche monologische Denken und Kreisen in Klänge verwandeln. Seit langer Zeit gehört es zu meinen „Riten“, nachts, vor dem Einschlafen, eine solche Musik zu hören. Keine Orchester, selten Gesang, eher Stücke für ein einzelnes Instrument, mit einer Gestik des Gehens und Schlenderns. (Beispiele habe ich in diesem Blog bereits genannt.)