Es war kälter geworden. Auf den Feldern hatte der Schneefall für eine lastende, schwere Verhüllung gesorgt, die das Gehen erschwerte. Er kam nur noch mit kleinen Schritten voran, während ihm die eisige Luft zusetzte und kein Laut mehr zu hören war. Auch die Vögel waren verschwunden, und in den Talsenken tauchten Schnee und Nebel die Landschaft in ein milchig-diffuses Weiß. Häufig blieb er stehen, von der Kälte gepackt, unschlüssig, wohin er sich weiter bewegen sollte. Manchmal fuhr ein Auto über die verschneite Landstraße und hinterließ eine fahrige Spur, die der Schneefall sofort wieder löschte. Die Äste der Bäume trugen das kompakt wirkende Weiß kaum noch und neigten sich zum Boden, während in den Wäldern das Gurgeln des schmalen Baches allmählich verebbte und in den wachsenden Eisschichten erstarb. Er ließ die große Lichtung hinter sich und schlurfte durch die Schneezonen zurück in den Ort, wo er leichter vorankam. Plötzlich erkannte er den Turm der heimatlichen Dorfkirche und das verschneite Kirchenschiff. Kurz danach auch die alten Fachwerkgebilde in der Nähe des Großelternhauses. Die große Stille hatte nun etwas Tröstliches, und er atmete tief durch und ließ den Blick nicht von den Dächern, die ihm vorkamen wie vertraute Schneeflächen auf Bildern von Brueghel.
(Kurze Erläuterung: Fermer ist die männliche Hauptfigur in meinem Debütroman Fermer aus dem Jahr 1979. In Fermers Wanderungen schreibe ich diesen Roman in der Gegenwart segmentartig weiter – in der Form von kurzen Natur- und Landschaftsbeobachtungen.)