Ich schreibe keine Rezensionen – ein Wort in eigener Sache

Dieser Blog, den ich nun seit mehreren Jahren mit großer Geduld weiterschreibe, nährt sich aus den verschiedensten Quellen. Sie alle sind an mein ganz persönliches Interesse an bestimmten Motiven, Themen und Debatten gebunden. Viele ergeben sich aus aktuellen Fragestellungen und sozialen Bewegungen, andere haben eine lange Geschichte und sind eher zeitlos bleibende Phänomene, die häufig Aktualisierungen erfahren.

Zentral ist jedoch immer, dass meine Neugierde sich nicht auf alles und jedes richtet, was gerade tagesaktuell ist. Das betrifft vor allem auch die Auswahl der Bücher, die ich in diesem Blog vorstelle. Ich rezensiere sie nicht, nein, ich bin in diesem Blog kein Literaturkritiker, der ein Pensum abarbeitet oder Auftragstexte liefert. Sondern? Ich empfehle bestimmte, meist erst vor kurzem erschienene Bücher, die mit meinem eigenen Fühlen und Denken in einer gewissen Verbindung stehen und daher eine spürbare „Blognähe“ haben. Manchmal unauffällig, oft sehr direkt. Meine Empfehlungen sprechen dann auch davon: Warum ich ein bestimmtes Buch lese, was ich in und an ihm entdecke.

Ich „beurteile“ also keine Bücher, ich koste eher sehr viele, aufgrund eines mächtigen Lesehungers, von dem ich in meinem Buch Lesehunger (Sammlung Luchterhand) konkret und anschaulich erzählt habe. Mein Appetit kostet sie, manche werden verzehrt, andere verschlungen. Wurde der Appetit gestillt, empfehle ich das jeweilige Buch, in anderen Fällen lege ich es  beiseite. Verrisse schreibe ich nicht. In diesem Blog will ich Erfreuliches anbieten und keineswegs von Unerfreulichem abraten.

Alle paar Tage bestelle ich bei den Verlagen daher Neuerscheinungen, sie stapeln sich auf meinen Büchertischen. Ich schaue mal nach…: Was entdecke ich zum Beispiel gerade heute so alles?…:

Tim Ingold: Eine kurze Geschichte der Linien…/ Florian Werner: Die Raststätte/ Henry Keazor: Raffaels Schule von Athen/ Maria Popova: Findungen/ Florian Rötzer: Wohnen und Sein/ Elisabeth Bronfen: Angesteckt. Zeitgemässes über Pandemie und Kultur/ Peter Sloterdijk: Den Himmel zum Sprechen bringen. Über Theopoesie/ Johannes Fried: Jesus oder Paulus. Der Ursprung des Christentums im Konflikt/ Gerhard Stadelmaier: Deutschlandglotzen/ Marcella Hazan: Die klassische italienische Küche… – und und und…

Wann werde ich diese Bücher besprechen? Ich weiß es nicht genau. Worauf warte ich denn? Auf den motivierenden, starken Impuls! Auf eine sich sehr plötzlich und unerwartet ergebende Aufforderung! Von wem aber könnte die kommen? Ja, wenn ich das wüsste… – die Antworten auf diese Frage wären Antworten, die um mein Urthema „Kreativität“ kreisen (schnell noch ein Lektürehinweis – auf: David Eagleman & Anthony Brandt: Kreativität. Wie unser Denken die Welt immer wieder neu erschafft…).

Und weiter?! Natürlich freue ich mich sehr über Empfehlungen von Leserinnen und Lesern dieses Blogs: Über dieses/jenes Buch sollten Sie einmal schreiben…Vielen Dank, nur zu!, ich werde dem Hinweis in jedem Fall nachgehen. Ob ich das jeweilige Buch dann auch vorstelle, ist eine andere Sache.

Weniger dagegen freue ich mich über Rückmeldungen von Presseabteilungen der Verlage, in denen ich lesen muss: Wann, bitte sehr, rezensieren Sie endlich unsere Bücher?!! Da kann ich nur sagen: Ich rezensiere nicht, ich empfehle – und zwar dann, wenn sich ein heftiger Impuls meldet…